Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - DJ Hero : DJ sein ist anders

  • X360
Von  |  |  | Kommentieren

Wirklich Not tut das aber nicht, und zwar aus einem einfachen Grund: In DJ Hero könnt ihr so schlecht spielen, wie ihr wollt, an einem Track scheitern könnt ihr nicht. Warum Entwickler FreeStyle Games selbst in den höheren Schwierigkeitsstufen auf diesen Ansporn verzichtet hat, ist rätselhaft. Denn auch wenn für die Bedienung des Turntables ein paar neue Synapsen gebildet werden müssen - hier sollte niemand ernsthafte Probleme bekommen, sondern das Spiel innerhalb weniger Minuten genießen können. Dennoch: Ihr könnt die Plattennadel so oft springen lassen, wie ihr wollt, aus dem Song geworfen werdet ihr nicht.

Punkte, Punkte, Punkte - sonst nix

Diese fehlende Möglichkeit zu scheitern macht DJ Hero zu einer reinen Punktejagd. Und das gilt auch für den Mehrspielerbereich: Ob ihr nun lokal oder online gegen einen zweiten Discjockey antretet, es geht immer nur um Punkte und ihr spielt beide identische Parts. Es sei denn, man nutzt ein lobenswertes Feature, denn statt eines zweiten Plattentellers kann für einige Lieder auch eine Guitar-Hero- oder Rock-Band-Gitarre angeschlossen werden. Vergeblich sucht man allerdings kooperatives Spielen und auch Item-Schlachten wie in Guitar Hero fehlen komplett.

Letztendlich macht sich hier bemerkbar, was man generell in DJ Hero vermisst: Variation durch unterschiedliche Spielmodi. In der Karriere geht es nur darum, durch erfolgreiches Absolvieren der Playlist neue Lieder, Charaktere, Samples, Outfits etc. freizuschalten, doch vor zusätzliche Herausforderungen werdet ihr nicht gestellt. Ebenfalls für Punktabzug sorgt der Umstand, dass auch für das schnelle Spiel erst alle Lieder in der Karriere freigespielt werden müssen. Auf der PS3 und der X360 bildet immerhin ein Cheat (Passwort: „tol0") ein Schlupfloch - doch da machen andere aktuelle Musikspiele bereits vor, dass es auch komfortabler geht.

Ein so umfangreiches Line-up sieht man selten

Das ist deshalb besonders schade, weil die Anzahl der enthaltenen Tracks wirklich immens ist: 102 lizenzierte Mixes, die sich aus 93 Originalliedern zusammensetzen, enthält DJ Hero. Dagegen stinken das ebenfalls gerade erschienene Band Hero mit nur rund 65 Musikstücken und selbst Guitar Hero 5 mit 85 Hits ordentlich ab. In der Tracklist begegnet sich somit das Who's who der Rap- und Disco-Musik: Die Black Eyed Peas im Mix mit House-Ikone Benni Benassi, Alt-Rocker Queen treffen auf die Beastie Boys, die Retro-Rapper Vanilla Ice und MC Hammer landen in einem Track und 50 Cent wird mit Glam-Oldie David Bowie gemischt. Das geht nicht nur in die Beine, sondern sorgt dafür, dass wirklich für jeden Musikgeschmack ein paar Lieblingslieder dabei sind.

Ein Teil der Mixes wurde sogar eigens von renommierten DJs wie DJ Shadow und der lebenden Legende Grandmaster Flash für das Spiel erstellt, die natürlich auch als Figuren freigeschaltet werden können. Tatsächlich ist das Promi-Aufgebot in DJ Hero beeindruckend: Auch DJ Jazzy Jeff, Daft Punk und der kürzlich verstorbene DJ AM haben virtuelle Ebenbilder bekommen, Public Enemy-Mitglied Flavor Flav ist mit Samples vertreten. Und wer die „Renegade Edition" genannte Spezialausgabe von DJ Hero kauft, bekommt nicht nur einen golden Controller samt Koffer mitgeliefert, sondern auch ein Minialbum von Jay-Z und Eminem, das bislang unveröffentlichte Stücke enthält. Eins muss man Activision lassen: Mit DJ Hero zeigt der Publisher der darbenden Musikindustrie gerade, wie man's richtig macht.

Schade nur, dass es keinen Avatar-Editor gibt, mit dem man sich seinen eigenen DJ erstellen kann. Und auch sonst spart das Spiel ein wenig an der Präsentation: Das Publikum bewegt sich hölzern und reagiert überhaupt nicht auf die Leistung des Spielers - wenn man schon nicht scheitern kann, wären wenigstens ein paar Buh-Rufe nett gewesen.

Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Stellt eure Konsole auf Englisch, um im Tutorial von Altmeister Grandmaster Flash höchstpersönlich in die Welt der Cuts & Scratches eingeführt zu werden. Der deutsche Sprecher geht nämlich deutlich mehr in Richtung „peinlich" statt „cool".

Fazit

Viola Tensil - Portraitvon Viola Tensil
Klar, mit echtem DJ-ing hat dieses Spiel genauso wenig zu tun wie Guitar Hero mit Gitarrespielen. Dennoch, DJ Hero schafft es bereits mit dem Debüt, eines der besten Musikspiele überhaupt zu sein. Abwechslungsreiche Lieder, eine schlüssige und neuartige Spielmechanik (wenn man mal von Konamis in Europa gescheiterter Beatmania-Reihe absieht) und eine hohe Promi-Dichte sorgen für ein massentaugliches und sehr spaßiges Spielvergnügen. Es ist allerdings auch Luft nach oben da: Die fehlenden Spielvarianten und ein Avatar-Editor müssen für den zweiten Teil her – und ja, wir wollen auch mal verlieren können.

Überblick

Pro

  • neuartige Spielmechanik dank Turntable-Controller
  • satte 102 Mixes bieten enormen Umfang und Abwechslung
  • großes Promi-Aufgebot
  • Zweispielermodus auch mit Gitarre möglich

Contra

  • keine Herausforderungen oder andere Modi
  • kein eigener Avatar erstellbar
  • nicht alle Lieder von Anfang an freigeschaltet
  • kein Ansporn, da Scheitern unmöglich

Kommentarezum Artikel