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Test - Floodland : Aufbau-Survival mit politischer Brisanz

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Was passiert eigentlich, wenn die aktuell drohende Klimakatastrophe nicht mehr abzuwenden ist? Wie werden sich die Erde und ihre Bewohner verändern, und welche Auswirkungen hat das alles auf die Gesellschaft? Diese und viele andere Fragen verknüpft Floodland mit Aufbau- als auch Survival-Elementen. Ob das interessante Konzept auch für Spielspaß sorgt, erfahrt ihr hier.

Das polnische Entwicklerstudio Vile Monarch hat bereits mehrfach bewiesen, dass es nicht nur auf dem Gebiet der (Aufbau-)Strategiespiele einiges zu bieten hat,, sondern dabei auch gerne brisante Themen anpackt. So stammt etwa auch der „Kiffer-Simulator“ Weedcraft Inc. von dem noch relativ jungen Team. Nun wagt es sich mit Floodland an ein ebenso umfangreiches wie interessantes Projekt, das schon alleine aufgrund seiner aktuellen Thematik für Aufsehen sorgt. Zwar ist es – wie viele andere Spiele dieses Genres aus der jüngeren Vergangenheit – in einer postapokalyptischen Welt angesiedelt. Allerdings resultiert diese nicht etwa aus einem Atomkrieg oder einer ähnlich gearteten Katastrophe, sondern aus dem globalen Klimakollaps.

Dieser hat weite Teile der Erde überflutet, nur noch wenige Landstriche sind überhaupt noch zugänglich und somit bewohnbar. Entsprechend herrschen heftige Konflikte zwischen den Überlebenden, die allesamt um kostbare Rohstoffe und Land kämpfen. Das aktuelle Thema nutzen die Entwickler von Vile Monarch nicht nur als sehr erschreckendes, weil greifbares Szenario für das Spielgeschehen, sie verpassen auch kaum eine Gelegenheit, um Anspielungen und Seitenhiebe auf die heutige Gesellschaft auszuteilen. Damit schaffen sie bewusst etliche Momente, die zur Nachdenklichkeit anregen, während man vor dem Bildschirm sitzt.

Aufbau einer Gesellschaft

In der Anfangsphase spielt sich Floodlands wie viele andere Survival-Aufbauspiele der letzten Zeit. Nachdem ihr ein Fleckchen besiedelbares Land gefunden habt, kümmert ihr euch zunächst darum, die grundlegenden Bedürfnisse der Überlebenden zu befriedigen. An erster Stelle stehen hierbei Nahrung, Wasser und eine halbwegs brauchbare Behausung. Ihr schickt einige Sammler aus, die in der umliegenden Natur nach etwas Essbarem suchen, während sich andere Menschen um die Beschaffung von Rohstoffen für die Errichtung von einfachen Zelten kümmern. Das geht ebenso einfach wie intuitiv von der Hand, auch wenn die Menüführung nicht immer ganz reibungslos funktioniert.

Dank eines umfangreichen Forschungsbaums könnt ihr im späteren Spielverlauf neue Gebäude, Technologien und einige Boni freischalten, was das Spielgeschehen zunehmend komplexer werden lässt. So viel sei an dieser Stelle gesagt: Gerade in den letzten Spielstunden der Kampagne solltet ihr euch auf viel Mikromanagement und Klickerei gefasst machen. Zwar passt das zum Survival-Aspekt des Spiels, wirkt aber in letzter Konsequenz ein wenig übertrieben.

Doch auch in der eigentlich noch recht ruhigen Anfangsphase kann es schon mal passieren, dass ihr zu einem Neustart gezwungen seid. Das liegt vor allem am „Politiksystem“ von Floodland. Den Begriff haben wir ganz bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn ihr dürft diesbezüglich keine tiefgreifende Simulation politischer Vorgänge erwarten. Dennoch gibt es einige interessante Mechaniken, die Fluch und Segen zugleich sind. So teilen sich die Überlebenden in mehrere Clans auf, die mitunter extrem unterschiedliche Ansichten vertreten und entgegengesetzte Ziele verfolgen. Das reicht von autoritär denkenden Clans, die sowohl auf klare Hierarchien als auch Strukturen setzen. Denen gegenüber stehen Freigeister, die solche Ansichten verachten und eine sehr viel lockere Gesellschaftsform bevorzugen. Ihr ahnt es sicherlich bereits: Wenn diese Clans aufeinandertreffen oder dazu gezwungen sind zusammenzuarbeiten, kommt es unweigerlich zu Spannungen.

Gesellschaft am Scheideweg

Diese bilden das Salz in der Suppe von Floodland, dessen Dosierung leider zwischen „nahezu perfekt“ und „absolut ungenießbar“ schwankt. Einerseits sorgt dieser gesellschaftliche Aspekt für eine besondere Note im Spielgeschehen, die immer wieder wichtige Entscheidungen von euch verlangt. Es geht darum, die einander nicht sonderlich freundlich gesinnten Gruppierungen unter einen Hut zu bringen, wozu euch unter anderem Gesetze dienen – eine ähnliche Mechanik wie beim Genrekonkurrenten Frostpunk.

Euch stellen sich stets neue Herausforderungen, wie ihr die Spannungen auf einem erträglichen Maß halten könnt – etwa durch die Umsiedlung einzelner Clans. Dieser Aspekt ist in dem Genre bisher herrlich unverbraucht. Andererseits führt er vor allem im späteren Spielverlauf oftmals zu extrem kniffligen Situationen, die keinen Fehler erlauben. Kümmert ihr euch nicht schnell genug darum, größere Unruhen zu vermeiden, steigt schnell die Kriminalität. Diese führt wiederum zu vermehrten Diebstählen, die auch die Nahrung betreffen. Die Folge sind ausufernde Hungersnäte, die noch mehr Unruhen nach sich ziehen. Das kann schnell aus dem Ruder laufen und ungeübte Spieler tief in den Frust treiben.

Floodland - Ankündigungs-Trailer

Vile Monarch und Ravenscourt haben Floodland angekündigt, einen postkatastrophales Survival City Builder, der in den verwüsteten Feuchtgebieten der Erde spielt und am 15. November 2022 erscheinen soll.

Man könnte an dieser Stelle natürlich argumentieren, dass solche knackigen Herausforderungen beim Aufbau einer postapokalyptischen Gesellschaft durchaus realistisch sind und das fatalistische Szenario unterstreichen. Allerdings sollte es spielerisch eine gewisse Balance geben, die bei Floodland leider nicht immer vorhanden ist. Ähnlich zwiespältig präsentiert sich die Entscheidung, auf einen für solche Spiele üblichen Endlos-Modus zu verzichten.

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Die Kampagne ist zwar durchaus interessant erzählt und hält einige spannende Momente bereit. Doch wer sich dort festbeißt oder nach Alternativen sucht, steht mit leeren Händen da. Schade, denn das Spiel hat sehr viel Gutes zu bieten, wie eine durchaus clevere KI, einen durchdachten Tageszeitenwechsel und einiges mehr. Doch dann kommen auch technische Probleme wie Performance-Einbrüche und einige Grafikfehler dazu, die das Gesamtbild wiederum trüben.

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