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Test - Ghost of Tsushima : Das letzte große PS4-Exklusiv-Spiel

  • PS4
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Die Grundlage für die Geschichte von Ghost of Tsushima ist ein historisches Ereignis: 1274 begeben sich die Mongolen auf einen Feldzug, um ganz Japan zu erobern. Ihr erstes Ziel ist die vorgelagerte Insel Tsushima. Das Spiel beginnt mit der ersten großen Schlacht zwischen den Invasoren und den Samurai der Insel. Doch die edlen Krieger haben keine Chance ...

Die brutalen und kriegserprobten Angreifer richten ein Blutbad unter den Verteidigern des Eilands an. Die Samurai-Clans von Tsushima werden nahezu vollständig ausgelöscht, weil die mongolischen Truppen unter der Führung von Khotun Khan heimtückisch und unkonventionell kämpfen. Die auf Ehre und Disziplin getrimmten Samurai sehen sich einem Feind gegenüber, dem sie nicht gewachsen scheinen.

Auch Jin Sakai, Oberhaupt des renommierten Sakai-Clans und Neffe von Tsushimas Oberhaupt Fürst Shimura, wird im Kampf schwer verwundet und sieht sein Ende gekommen. Doch er überlebt, weil ihn die Diebin Yuna rettet und gesund pflegt. Nachdem er aus der Bewusstlosigkeit erwacht ist, erkennt Jin den Ernst der Lage: Die Mongolen haben Tsushima fast komplett in ihrer Gewalt, zerstören ganze Dörfer und terrorisieren die friedlichen Einwohner. Doch Jin will seine Heimat keinesfalls den Invasoren überlassen und beschließt, den Kampf aufzunehmen.

Zunächst schmiedet er eine Allianz mit Yuna: Als Dank für seine Rettung hilft er, ihren Bruder aus der mongolischen Gefangenschaft zu befreien. Dieser wiederum gilt als fähiger Schmied, der Jin bei seiner Mission gute Dienste leisten könnte. Doch bald steht noch mehr auf dem Spiel. Denn auch Fürst Shimura ist am Leben, befindet sich jedoch in der Gefangenschaft von Khotun Khan. Seine Befreiung stellt den Auftakt der Story dar, die sich über drei große Akte mit mehreren Hauptmissionen erstreckt.

Das Abenteuer beginnt im warmen Süden der Insel. Jin durchquert blühende Felder und unheimliche Wälder, klettert im strömenden Regen auf schroffe Hügel, schwimmt zu winzigen Inseln, besucht Dörfer sowie kleine Städte und erlebt traumhafte Sonnenuntergänge über dem weiten Grasland. Seine Reise führt ihn im weiteren Verlauf über die gemäßigte Mitte bis in den kalten Norden. Jedes der drei Gebiete verfügt aufgrund des Klimas über eine etwas andere landschaftliche Charakteristik.

Fast ein Paradies

Malerische Momente reihen sich geradezu aneinander, denn grafisch platzt Ghost of Tsushima vor Charme und Atmosphäre. Mit leuchtenden Farben, hoher Weitsicht und verspielter Lichtstimmung schafft Sucker Punch immer wieder Panoramen, die nicht realistisch, aber sehr ästhetisch und kunstvoll anmuten. Von Windhosen getragene Kirschblüten oder antike Tempel im fahlen Sonnenlicht bedienen zwar jede Menge Japan-Klischees, sehen aber dennoch durchweg toll aus. Das schafft trotz der ernsten Thematik eine warme, einladende Stimmung und animiert dazu, jeden Winkel der Insel zu erforschen.

Natürlich mangelt es Ghost of Tsushima nicht an Nebenaufgaben, Geheimnissen und sammelbaren Gegenständen. Das alles wird euch aber nicht einfach hingeworfen, sondern will größtenteils tatsächlich entdeckt werden. Besonders schön ist es, über die Karte eine Markierung zu setzen und mit Jins treuem Pferd einfach los zu reiten.

Fortan gibt euch ein Windstoß die ungefähre Richtung vor, in der euer Ziel liegt. Diese vage Hilfe sorgt dafür, dass ihr nicht strikt von A nach B reist, sondern euch immer etwas treiben und ablenken lasst. Wenn es doch mal flott gehen soll, gelangt ihr per Schnellreise zu bereits entdeckten Orten. Mehr Freude macht es aber, auf eigene Faust die Gegend zu erkunden.

Unterwegs spielen Tiere eine wichtige Rolle. Vögel weisen euch den Weg zu besonderen Plätzen, die optische Extras wie neue Farben für Jins Katana oder diverse Stirnbänder beherbergen. Wichtiger sind jedoch die Verbesserungen für die Fähigkeiten eure Samurai. Talisman verdient ihr euch in Nebenaufgaben und steigert damit unter anderem Jins Gesundheit oder seinen Nahkampfschaden. Besonders mächtige Exemplare befinden sich in hoch gelegenen Tempeln, die ihr nach einer Kletterpartie erreicht. Damit ihr mehr Plätze für die Anhänger freischaltet, solltet ihr nach Füchsen Ausschau halten, denn sie führen euch zu den dafür erforderlichen Schreinen.

Unterlegt werden eure Ausflüge mit zeitgenössischer Musik, die von Flöten, Trommeln und Saiten-Instrumenten geprägt ist. Je nach Situation hört ihr sanfte Melodien, traurige Themen oder kräftige und treibende Rhythmen. Die deutsche Synchronisation geriet qualitativ zwar gut, dennoch raten wir zur japanischen Sprachausgabe mit Untertiteln, denn das schafft ein dickes Plus an Atmosphäre.

Ghost of Tsushima - Story Trailer (dt.)

Pünktlich zur Bekanntgabe des Release-Termins von Ghost of Tsushima gibt es hier auch den neuen Story-Trailer für euch.

Stolzer Samurai ...

Der zweite große Faktor in Ghost of Tsushima sind natürlich die Kämpfe. Fast überall stößt Jin auf kleinere und größere Truppen der Mongolen. Die Invasoren haben Dörfer in ihrer Gewalt, verschleppen die Bewohner oder kontrollieren bestimmte Brücken und Wege. Dank der offenen Struktur des Spiels entscheidet ihr nicht nur, was ihr wann macht, sondern auch, auf welche Weise ihr vorgeht. Dabei stehen zwei verschiedene Kampfarten im Fokus.

Der Weg des Samurai bedeutet, dem Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten. In diesem Fall attackiert Jin frontal mit schnellen und starken Hieben seines Katanas. Nach und nach schaltet ihr vier verschiedene Kampfhaltungen frei, von denen jede gegen einen bestimmten Feindtyp effektiv ist. Die Mongolen bieten einiges auf: Sie führen unter anderem schnelle Schwertkämpfer, kräftige Barbaren mit großen Äxten und sogar bissige Hunde in ihren Reihen. Besonders gewieft stellen sich die Invasoren zwar nicht an, dafür trumpfen sie mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit und schieren Kraft auf.

Aber auch mit der richtigen Haltung haut ein Samurai nicht wild drauflos, sondern geht schnell und geschickt vor. Perfekte Paraden und rechtzeitiges Ausweichen machen Gegner anfällig für wenige, aber dafür umso effektivere Angriffe – manchmal reicht ein einziger Schwertstreich aus. Mit etwas Übung entscheidet ihr selbst Kämpfe gegen ein halbes Dutzend Feinde zugleich mit wenigen präzisen Aktionen für euch. Diese Momente zählen zu den Höhepunkten von Ghost of Tsushima, weil sie euch ein Gefühl der Kontrolle und Stärke vermitteln.

Manchmal legt euch jedoch die Steuerung ein paar Steine in den Weg. Ihr könnt nicht selbst auswählen, welchen Gegner ihr gerade anvisiert – das erledigt Jin automatisch. Dieser Umstand kann dazu führen, dass er jemanden im Blick hat, den ihr beispielsweise aufgrund der Entfernung gar nicht angreifen wollt. Zwar könnt ihr besagte Blickrichtung mit dem linken Stick etwas beeinflussen, wirklich zuverlässig funktioniert das im Eifer des Gefechts aber nicht.

Auf dem schweren Schwierigkeitsgrad fällt zudem auf, dass die Ausführung perfekter Paraden nicht sauber abgestimmt ist, sondern mit einer minimalen Verzögerung abläuft. Weil die Gegner hier schneller angreifen und mehr Schaden verursachen, kann manchmal bereits ein einziger Fehler zum Ableben führen. Gerade gegen Ende des Spiels werden einige Auseinandersetzungen dadurch nervig, weil hier einige besonders starke Gegner warten.

Trotzdem kommt niemals Frust auf, denn in Sachen Checkpoints gibt sich das Spiel enorm großzügig. Selbst innerhalb einer Mission wird mehrfach automatisch gespeichert, so dass ihr auf keinem der Schwierigkeitsgrade ernsthafte Probleme bekommt. Zudem könnt ihr jederzeit eigene Spielstände anlegen und zwischen den drei verfügbaren Schwierigkeitsgraden wechseln. Wir empfehlen die höchste Stufe, denn hier kommen die verschiedenen Kampfhaltungen und Fähigkeiten richtig zum Tragen.

… oder gerissener Geist?

Jin kann die Mongolen allerdings auch mit List und Tücke erledigen. Als Geist setzt er unter anderem lautlose Dolchattacken, Pfeil und Bogen sowie Kunai-Wurfmesser ein. In Verbindung mit vielen Deckungsmöglichkeiten könnt ihr auf diese Weise ein ganzes mongolisches Lager leerräumen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Zudem verfügt Jin über eine spezielle Sicht, mit der er Gegner auch durch Hindernisse erkennen kann. Eine Entscheidung zwischen Samurai und Geist müsst ihr nicht treffen, sondern könnt euren Spielstil jederzeit dynamisch verändern.

Ganz gleich, wie ihr es macht, es geht immer um Entschlossenheit. Dahinter verbirgt sich ein spezielles Belohnungssystem. Gelungene Angriffe, Kills und Konter füllen kreisförmige Punkte über Jins Lebensenergie. Mit einem Punkt könnt ihr Verletzungen heilen, mit mehreren wiederum sehr starke Spezialangriffe ausführen. Beide Leisten lassen sich im Laufe des Abenteuers steigern. Dabei beweist Ghost of Tsushima erneut seine Stilsicherheit: Während Bäder in heißen Quellen die Lebensleiste erhöhen, gewährt euch das Zerteilen von Bambusstäben mit dem Katana zusätzliche Entschlossenheit.

Abgeschlossene Aufgaben bringen euch Skillpunkte ein, mit denen ihr Jins Fähigkeiten in den Bereichen Samurai und Geist verbessert. Außerdem erspielt ihr euch neue Rüstungen, die speziell auf die Erforschung oder einen Kampfstil zugeschnitten sind. Diese könnt ihr bei entsprechenden Händlern ebenso verbessern lassen wie eure Waffen und Extras. Voraussetzung dafür sind jedoch ausreichende Ressourcen wie Leinen, Stahl oder Gold, die ihr überall auf Tsushima findet oder in Missionen verdient. Weil ihr mit diesen Materialien aber nicht überschüttet werdet, solltet ihr euch überlegen, welchen Teil eurer Ausrüstung ihr gerade verbessern wollt.

Ghost of Tsushima - Launch Trailer

Am 17. Juli erscheint das Samurai-Epos Ghost of Tsushima für die PlayStation 4. Den Launch Trailer könnt ihr euch schon jetzt ansehen.

Eine Story für alle

Im Gegensatz zu seinen InFAMOUS-Spielen verzichtet Entwickler Sucker Punch bei Ghost of Tsushima darauf, die Story abhängig von euren Handlungen in verschiedene Richtungen zu entwickeln. Selbst wenn ihr euch bemüht, bei jeder Gelegenheit ehrenhaft zu kämpfen, dreht sich der Kern der Geschichte dennoch um Jins Abkehr vom Weg des Samurai hin zu einem verschlagenen Krieger, der mit allen Mitteln gegen die Invasoren vorgeht.

Eine gewisse Entscheidungsfreiheit habt ihr letzten Endes aber nur in den offenen Gebieten und bei einigen Nebenaufgaben. Viele Missionen, primär die der Story, schreiben euch dagegen fest vor, was ihr zu tun habt. Häufig müsst ihr dabei den Weg des Geistes gehen, um weiterzukommen. Damit rechtfertigt sich zwar der Verlauf der Geschichte, allerdings wird euer Verhalten im übrigen Spiel dabei außen vor gelassen.

Doch langweilig oder abwechslungsarm ist das Spiel darum nicht. Vor allem die zahlreichen Nebenmissionen sorgen mit lustigen bis traurigen Geschichten, skurrilen Charakteren, besonderen Orten und mancher Herausforderung für Kurzweil. Der Kern aus Kämpfen und Erforschen bleibt zwar immer gleich, wird aber auf unterschiedliche Arten aufgelockert.

So bekommt es Jin mit angeblichen Geistern zu tun, muss eine Verschwörung aufklären, eine Sake-Brauerei beschützen oder nach sagenumwobenen Kampftechniken und Rüstungen legendärer Krieger suchen. Obwohl es wirklich viel zu tun gibt, überfordert euch Ghost of Tsushima nicht mit Aufgaben und Zeitaufwand, sondern findet eine gute Balance.

Kommen wir am Ende noch kurz zur Technik. Besitzer einer PlayStation 4 Pro dürfen sich zwischen einer besseren Bildrate und einer Auflösung in 4K entscheiden. Im direkten Vergleich empfanden wir die höhere Auflösung als die bessere Wahl, da auch dabei alles mit stabilen 30 fps lief. Ansonsten gab es technisch kaum etwas auszusetzen. Aus der Nähe wirkten viele Texturen etwas unscharf, doch störend war das nicht. Auch kleinere Grafikbugs wie Clipping spielten keine Rolle.

Anmerkung: Wir testeten Ghost of Tsushima auf der PS4 Pro in der Version 1.02 und nach einem Update auch 1.03. 

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