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Test - Gotham Knights : Vier Helden machen leider keinen Batman

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Batman hat das Zeitliche gesegnet. Selbstverständlich ist der Beschützer von Gotham City nicht an Altersschwäche gestorben, sondern im Kampf. Nun treten mit Batgirl, Nightwing, Red Hood und Robin gleich vier Helden seine Nachfolge an. Doch die Fledermaus hinterlässt sehr große Fußstapfen …

Auf acht Schultern verteilt sollte diese Mammutaufgabe aber eigentlich machbar sein. Zudem sind die jungen Helden keine unbeschriebenen Blätter. Alle haben eng mit Batman zusammengearbeitet und praktisch alles von ihm gelernt. Es gibt allerdings einen großen Unterschied: Im Kampf setzt jeder von ihnen Nahkampf- oder sogar Schusswaffen ein, um die bösen Jungs und Mädels auseinanderzunehmen.

Neue Helden braucht die Stadt

Batgirl nutzt einen Tonfa-Schlagstock und Batarangs, Nightwing greift auf zwei Escrima-Stöcke nebst Betäubungspfeilen zurück und Robin setzt auf die Kombination aus Quarter-Stab und Hightech-Schleuder. Red Hood vertraut dagegen auf zwei Pistolen, mit denen er entweder Visagen poliert oder sie mit Blei vollpumpt. Aber auch die anderen Nachwuchs-Fledermäuse scheuen nicht davor zurück, ihre Feinde mit brutalen Kombinationen zu bearbeiten oder sie kurzerhand vom Hausdach zu werfen.

Doch es braucht eine klare Kante, um dem Verbrechen auf den Straßen Einhalt zu gebieten. Zugleich sollen natürlich die Umstände und Gründe von Batmans Ableben aufgeklärt werden. Mit wem ihr den Kampf aufnehmen wollt, bleibt euch überlassen. Nach einer kurzen Einführung könnt ihr in der Zentrale der Helden, einem Glockenturm, jederzeit die Figur wechseln. 

Glücklicherweise werden die verdienten Erfahrungspunkte stets allen zuteil, sodass jeder Stufenaufstieg auch den Helden im Pausenraum die üblichen Punkte für neue Fähigkeiten beschert. Batgirl wird zur fähigen Hackerin, die etwa Überwachungskameras ausschalten kann. Nightwing erweitert seine akrobatischen Techniken, Red Hood kann selbst dicke Brocken per Takedown erledigen und Robin wird zum Meister der Stealth-Attacken. 

Die Möglichkeit zum ständigen Charakterwechsel bringt jedoch mit sich, dass die individuellen Vorzüge immer nur eine Option darstellen. Grundsätzlich können alle fest zuschlagen und Gegner lautlos in den Schlaf würgen. Manche Mission wird etwas einfacher, weil zum Beispiel Batgirl am Werk ist und Kameras ausschaltet, die einen Bereich überwachen. Eine Notwendigkeit dazu besteht aber nie, und das nimmt den unterschiedlichen Figuren und Fähigkeiten viel von ihrem Reiz. 

Falls ihr es nicht eh schon vermutet habt, folgt jetzt die Bestätigung: Es wird ständig gekloppt in Gotham Knights. Die Einsätze spielen sich immer nachts ab: Auf euren Patrouillen kümmert ihr euch um kleinere Verbrechen wie Einbrüche oder Diebstähle ebenso wie um größere Angelegenheiten, darunter Bombenentschärfungen oder Banküberfälle. Also fahrt ihr mit dem Batcycle, bewegt euch mit dem Greifhaken über die Dächer oder geht einfach zu Fuß zum Zielort. Dort haut ihr alles zusammen und seid anschließend um einige Erfahrungspunkte und Ressourcen reicher. Mit letzteren erstellt ihr neue und bessere Kostüme sowie Waffen, die mit hilfreichen Effekten aufwarten.

Verschwenderisch geht Gotham Knights mit den Punkten und Skill-Freischaltungen jedoch nicht um. Vielmehr müsst ihr für den Erhalt mancher Kräfte einigen Aufwand betreiben, beispielsweise gewisse Gegner besiegen oder Trainingsrunden im Glockenturm absolvieren – nur um danach festzustellen, dass die neue Kraft zwar schick anzusehen ist, aber kaum einen spielerischen Mehrwert darstellt. Am Ende haut ihr mit den immer gleichen vier oder fünf Combos drauf und setzt zwei Spezialfähigkeiten ein. Je nach Charakter sind das ein Batarang-Hagel, ein Wirbelangriff oder eine heftige Schlagfolge. 

Technik auf PS4-Niveau

Habt ihr die Arkham-Titel gespielt, dann wisst ihr um deren großartiges Freeflow-System voller unfassbar eleganter Konter und Gegenangriffe. Und genau das werdet ihr in Gotham Knights schmerzlich vermissen! Die vier Helden weichen lieber aus und schlagen dann zurück. Grundsätzlich würde das kein Problem darstellen, denn genug Dampf haben sie alle. Auch sehen ihre Moves dank vieler Animationen hübsch aus und werden mit satten Soundeffekten unterlegt. Keine Frage, das Kampfsystem ist wuchtig aufgemacht, nur funktioniert es nicht reibungslos. Und das liegt vor allem an der Technik. 

Auf der PS5 läuft Gotham Knights mit lediglich 30 Bildern pro Sekunde über euren Bildschirm. Einen Performance Modus oder andere Grafikeinstellungen gibt es nicht, weil sich das laut Entwickler Warner Montréal nicht mit der allgemeinen Grafikqualität und dem Koop-Modus vertragen hätte. Stabil ist die Bildrate dennoch zu keinem Zeitpunkt.

Ohne Batman durch Gotham City - Zocksession zu Gotham Knights

Felix begibt sich auf die gefährlichen Straßen von Gotham City. In Gotham Knights schlüpft man jedoch nicht in die Rolle von Batman, sondern steuert vier neue Helden. Doch diese Idee geht nicht auf.

Es ruckelt bereits bei den Batcycle-Fahrten und euren Wegen über die Dächer der Stadt, auf die ihr euch per Greifhaken schwingt. In den Kloppereien sorgen die Einbrüche zuverlässig dafür, dass Konter nicht gelingen oder Angriffe verzögert ausgeführt werden. Der Koop-Modus für zwei Spieler stapelt noch tiefer und lässt die Action rasch ins Chaos abdriften, weil die Bildrate mit dem Aufkommen von Feinden, Aktionen und Effekten überfordert ist. Auch die Kamera kommt mehrfach nicht hinterher, sodass ihr trotz ständiger manueller Nachjustierung vor allem an Ecken und nahe Wänden alles Mögliche seht, aber nicht das eigentliche Kampfgeschehen im Blick habt. 

Abseits dieser Probleme erwartet euch ein durchaus ansehnliches Gotham City. Markante Gebäude, starke HDR-Kontraste und der Einsatz vieler Lichtquellen wie Neonreklamen und Straßenlaternen sorgen für die typisch düstere Batman-Atmosphäre. Die verschiedenen Gebiete der Stadt unterscheiden sich zum Teil deutlich voneinander und laden zum Erkunden ein. Doch allzu viel erwartet euch dort nicht ...

Open World nach Schema F

Einmal mehr erweisen sich die vier austauschbaren Helden als problematisch. So besucht ihr vielleicht als Batgirl einen Ort und redet mit einer Person, um Informationen zu erhalten. Wechselt ihr beim nächsten Besuch zu Robin, wird das nicht registriert. Stattdessen heißt es einfach: Hey, da bist du ja wieder! In solchen Momenten hätte man die allgemein guten, weil engagierten deutschen Sprecher zumindest einen anderen Satz aufsagen lassen können.

Überhaupt fehlt es Batgirl, Nightwing, Red Hood und Robin an der Präsenz, die Batman in den Arkham-Spielen hatte. Die kurzen Sequenzen, die etwas mehr über ihre Hintergrundgeschichten verraten, richten sich vor allem an Kenner der Comics: Sie verstehen gewisse Anspielungen und können Ereignisse in die lange Batman-Tradition einordnen. Allen anderen dürfte es schwerfallen, aus den vereinzelten Info-Fetzen mehr über die Persönlichkeiten und Motive der Helden zu erfahren. 

Wenig Charakter haben auch die Einsätze in den Straßen der Metropole. Die vier Gangs, die Gothams Bezirke unter sich aufteilen, scheinen ihre Schandtaten gemeinsam zu planen. Anders lässt es sich nicht erklären, dass ihr bei den Verbrechen die immer gleichen Abläufe erlebt. Nach spätestens zehn Banküberfällen und zwanzig vereitelten Einbrüchen macht sich Ernüchterung breit, weil alles nicht nur gleich aussieht, sondern sich auch so spielt. Unspektakulär fallen auch die Sammelaufgaben aus: Unter anderem sucht ihr nach Batarangs, spürt Batmans alte Vorratslager auf oder fotografiert Graffiti an Häuserwänden.

Nicht mal die eigentliche Story kann mitreißen. Die aus der offenen Welt bekannten, eintönigen Kloppereien bestimmen auch hier den Ablauf und werden zu selten von Schleicheinlagen oder (simplen) Rätseln unterbrochen. Ein paar spielerische Highlights hebt sich Gotham Knights für die drei großen Nebenmissionen auf: In mehreren Kapiteln bekommt ihr es mit den Superschurken Harley Quinn, Clayface und Mr. Freeze zu tun. Hier erwarten euch unter anderem eine Flucht auf dem Batcycle oder ein Abstecher ins vereiste Gefängnis, bevor ihr die Kriminellen schließlich in einem Bosskampf stellt.

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