Test - Neverwinter : Free-to-play-Attacke auf der One
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Cryptics Free-to-play-MMORPG Neverwinter ist nun, etwa zwei Jahre nach dem PC-Release, auch für die Xbox One erschienen. Das erzeugt einiges an Spannung, sind funktionierende MMORPGs auf Konsolen doch bis heute eher eine Seltenheit. Ein mutiger Schritt also, doch Neverwinter war schon auf dem PC einer der besseren Vertreter des Genres und konnte eine durchaus treue Fan-Gemeinde um sich scharen. Wir waren neugierig, wie sich der Titel auf der Xbox One schlägt.
Neverwinter ist im Grunde ein typischer Vertreter seiner Zunft. Euch stehen verschiedene Rassen und Klassen zur Verfügung, ihr löst unzählige Quests, levelt, besucht Dungeons, sammelt reichlich Beute und vergnügt euch im PvP. Wir wollen jetzt gar nicht zu weit ausholen – in unserem Test der PC-Version findet ihr alles Wissenswerte über den Spielinhalt, der übrigens auf den Konsolen erfreulicherweise die bisherigen Content-Updates enthält.
Spielwelt in kleinen Häppchen
Die Architektur des Spiels kommt eigentlich einem Konsolenspiel zugute. Denn es gibt keine große, komplett offene Spielwelt, sondern instanzierte, überschaubare Gebiete sowie die Stadt Neverwinter als große Zentrale. Sowohl die Umgebungen als auch die Stadt sind im Großen und Ganzen sehenswert in Szene gesetzt mit hübschen Ausblicken und netten Details. Aber auch wenn die Spielwelt mit deutlicher Spielerzahlbegrenzung in zahlreiche Instanzen aufgeteilt ist, gibt es spürbare Performance-Probleme. Im Grunde hat man permanent das Gefühl, dass das Spiel leicht bis mittelschwer ruckelt und zuweilen kommt es gar zu kurzzeitigen Standbildern. Ob nun technisch nicht mehr drin war oder einfach noch besser optimiert werden muss, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die schlappe Bildrate bei längerem Spielen gehörig nerven kann.
Besser ist das in den instanzierten Dungeons, in denen ohnehin nur maximal fünf Spieler herumtoben. Das ist auch gut so, denn die dortigen Bosse sind – weniger aufgrund der Mechaniken als vielmehr wegen der Vielzahl der sie begleitenden Gegner – eine recht knackige Angelegenheit. Ein entsprechender Dungeon-Browser ist integriert, er funktioniert im Wesentlichen ziemlich gut. Zudem könnt ihr via Menü in andere Instanzen eines Spielabschnitts wechseln, was gerade bei Weltgegnern wie den Drachen beinahe zwingend erforderlich ist.
Spielerisch erwartet euch eher unkomplizierte Kost. Die Quests sind relativ einfallslos, die Gebiete weitgehend linear, die Zonen immer sehr ähnlich aufgebaut. Eher ein MMO für zwischendurch als eines, in dem ihr immer wieder Neues erlebt. Dafür gibt es reichlich Kämpfe, deren Steuerung erfreulich gut gelöst wurde.
Gute Gamepad-Steuerung
Mit einer typischen Third-Person-Steuerung scheucht ihr eure Spielfigur durch die Gegend. Gegner werden im aktiven Kampfsystem per Fadenkreuz anvisiert, wobei eine automatische Zielhilfe dafür sorgt, dass ihr nicht punktgenau zielen müsst. Für eure Attacken sind die Trigger sowie die Aktionstasten zuständig, Letztere durch LB als Modifikator doppelt belegt. Dadurch kommt ein ansehnliches Arsenal an Angriffen zustande. Das Steuerkreuz hingegen ist für alles zuständig, was nicht direkt mit dem Kampf zu tun hat – sprich Tränke, Schreine, Pferd oder Karte und Inventar. Alternativ könnt ihr die insgesamt gut bedienbaren Menüs aufrufen. Dank der gut gelungenen Steuerung machen die actionreichen Kämpfe durchaus Spaß.
Beim Inventar wird die Sache etwas fummelig, denn Neverwinter überschüttet euch geradezu mit Beute, was mit dem Gamepad zuweilen etwas umständlich zu handhaben ist. Nach einiger Zeit des Questens ist also das große Entrümpeln und Aufräumen angesagt. Insgesamt geht aber auch das noch in Ordnung. Ein Negativpunkt ist zuweilen die HUD-Gestaltung. Vor allem Benachrichtigungen und die Beutefenster werden viel zu groß und ungünstig platziert dargestellt. Speziell in den Dungeons kann das gehörig nerven, wenn ihr mitten im Bosskampf vor lauter Fenstern kaum noch den Boss erkennen könnt.
Schade ist zudem, dass der Chat mit anderen Spielern relativ fummelig ist, wodurch viel Interaktion verloren geht. Wohl dem, der eine Tastatur an seiner Konsole oder seinem Controller hängen hat. Immerhin funktioniert der Voice-Chat innerhalb einer Gruppe einwandfrei. Da es aber keine lokale Trennung gibt, hilft euch das nur bedingt weiter, wenn ihr gerade Spieler aus Russland, Italien oder Frankreich mit in der Gruppe habt.
Kostenlos und doch zu teuer
Insgesamt ist das Geschehen auf dem Bildschirm jedenfalls kurzweilig und macht Spaß auf einem recht simplen Niveau. Ihr könnt das Spiel kostenlos herunterladen und spielen, was ein zusätzlicher Anreiz dafür ist, den einen oder anderen Quest- oder Dungeon-Abend zu verbringen. Den obligatorischen In-Game-Shop gibt es natürlich ebenfalls. Dort werden vor allem hilfreiche Goodies wie Reittiere, Taschen oder Pakete mit verschiedenen Inhalten angeboten.
Grundsätzlich könnt ihr aber das ganze Spiel absolvieren, ohne einen Cent zu bezahlen. Das möchtet ihr vermutlich auch, denn der In-Game-Shop ist erschreckend teuer. ZEN-Punkte für rund 50 Euro reichen gerade mal für ein halbwegs vernünftiges Reittier und eine geräumige Tasche für euer Inventar. Die Preise für die zu Dutzenden droppenden Schatzkisten sind schon fast absurd zu nennen. Wer hier dennoch unbedingt Geld loswerden will, sollte nach den sporadischen „Sonderangeboten“ Ausschau halten, bei denen die Preise dann in zumindest halbwegs vertretbare Regionen rutschen.
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