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Test - Star Wars: Dark Forces Remaster : Überraschung: Mit diesem Shooter-Klassiker hatte ich heute mehr Spaß als vor 30 Jahren

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Greift zu, wenn...

… ihr das Original seinerzeit gerne gespielt und nun in einer liebevollen und kompetenten Neuauflage erneut erleben wollt oder als Star-Wars-Fan in die Anfänge des Shooter-Genres schnuppern wollt.

Spart es euch, wenn...

… ihr kein nostalgisches oder archäologisches Interesse an Videospiel-Historie hegt.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
Liebevoll und kompetent überarbeitete Neuauflage eines Genre-Oldies, der paradoxerweise aus heutiger Sicht wegweisender wirkt als bei seinem Erscheinen vor 30 Jahren

Dark Forces entfachte 1995 meine Begeisterung fürs Shooter-Genre. Zwar hatte ich natürlich auch, wie jeder in meinem Alter damals, Doom, Quake und Wolfenstein 3D gespielt, doch empfand ich deren immer gleich aussehende Level und der Fokus aufs übermäßig brutale Geballer stets als zu eintönig, um echte Leidenschaft dafür zu entwickeln. Erst Dark Forces mit seiner starken Hinwendung zu einer mitreißenden Geschichte, den abwechslungsreichen Levels, die stets an einen anderen Ort dieser weit, weit entfernten Galaxis führten, und natürlich das Gefühl, als Fan ein Teil davon sein zu dürfen, machte mich für diese Art von Actionspiel empfänglich.

Und genau durch diese Punkte wirkt Dark Forces auf erstaunliche Weise heute in der Rückschau innovativer und richtungsweisender, als man es damals allgemein wahrnahm. Die Entwickler von Lucas Arts gaben sich nicht mit labyrinthartigen Levelaufbauten zufrieden, in denen es vornehmlich darum ging, Schlüsselkarten zu finden, um den Ausgang zu öffnen, während man sich den Weg dorthin durch stumpfsinnige Gegnerhorden freiballerte. Stattdessen versetzten sie den Spieler an immer neue Schauplätze, die sich nicht nur optisch unterschieden, sondern auch die spielerische Vielseitigkeit in den Vordergrund rückten: etwa mit kleinen Schalterrätseln für Abwechslung sorgten oder mit haarigen Sprungpassagen die Geschicklichkeit auf die Probe stellten. Auch das Leveldesign mit seinen erstaunlich großflächigen Arealen, den vielen Umwegen, Geheimgängen und Sackgassen wirkt nach Jahren des vorherrschenden Schlauchparadigmas à la Call of Duty moderner und intelligenter, als man es seinerzeit wertschätzen konnte.

Nicht nur aufgrund der mitunter nervigen Sprungpassagen ist mir Dark Forces aber auch für so manche krude Gamedesign-Entscheidung in Erinnerung geblieben, was dazu führte, dass ich das Original seinerzeit zwar mochte und zigmal durchspielte, aber innige Liebe erst für seine ausgereifteren Nachfolger Jedi Knight und Jedi Outcast aufbrachte. Vor allem der völlig Genre-untypische Anachronismus, dass man mit drei Leben ins Spiel startete, die ins Game Over mündeten, wenn sie aufgebraucht waren, hafteten Dark Forces als unnötiger Makel an.

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Zwar wurde dieser im Remaster nicht beseitigt, was aber halb so wild ist. Denn alles in allem kann eine solch werkgetreue, aber hochwertige Überarbeitung wie diese kaum liebevoller und kompetenter ausfallen. Die Nightdive Studios, die erst kürzlich mit dem exzellenten Remaster von Quake 2 (Test) ihr Ausnahmetalent in dieser Disziplin unter Beweis stellten, polierten die groben Pixel mit beeindruckendem Sachverstand für die hohen Auflösungen und Bildwiederholraten moderner Hardware-Plattformen auf, restaurierten die Zwischensequenzen mit genau dem richtigen Fingerspitzengefühl zwischen nostalgischer Treue und angemessener Modernisierung und machten diesen Oldie mit zahlreichen Einstellungen für Barrierefreiheit und die für sie gewohnte herausragende Anpassung an moderne Eingabegeräte fit für die Gegenwart.

Um das heute noch genießen zu können, muss man zweifellos Spieler des Originals oder zumindest leidenschaftlicher Star-Wars-Fan gewesen sein, sowie ein historisches Interesse an der Frühgeschichte des Shooter-Genres hegen. Ein zeitgemäßes Remake, das ein aktuelles AAA-Actionspiel ersetzen könnte, sollte man selbstverständlich nicht erwarten. Im Gegensatz zu manch lieblosem Remaster schlecht gealterter Spieleklassiker wie kürzlich Tomb Raider I-III macht dieses antike Museumsstück aber immer noch aufrichtig ehrlichen Spaß.

Überblick

Pro

  • spektakulär liebevoll und kompetent gemachte Restauration eines Shooter-Oldies
  • abwechslungsreiche Level und Gameplay-Mechaniken
  • jede Menge dezenter Fan-Service
  • erstaunlich reifes Leveldesign
  • viele Einstellungsmöglichkeiten
  • kann man als Nostalgiker heutzutage durchaus noch spielen

Contra

  • nach 30 Jahren natürlich in jederlei Hinsicht stark gealtert
  • gelegentlich nervige Passagen
  • krude Gameplay-Mechanik mit drei Leben statt Speicherpunkten

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