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Test - The Murder of Sonic the Hedgehog : Diese Visual Novel tötet das Sega-Maskottchen

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Nein, bei The Murder of Sonic the Hedgehog handelt es sich tatsächlich um keinen Aprilscherz. Oder zumindest nicht gänzlich. Denn auch wenn der Visual-Novel-Ansatz ungewohnt für den blauen Igel und seine Freunde ausfällt, setzen die Entwickler ihn doch erfrischend kompetent um. Euch erwarten kurzweilige zwei Stunden an Bord eines Krimi-Zuges, die nicht von ungefähr an Klassiker wie Mord im Orient Express erinnern – freilich aber nie deren Qualität erreichen.

Eine schöne Geburtstagsfeier erfreut jeden, egal ob jung oder alt. Noch festlicher fallen die Veranstaltungen aus, wenn wir uns ein bestimmtes Motto überlegen. Sonics Freundin Amy entscheidet sich in The Murder of Sonic the Hedgehog für einen allseits beliebten Evergreen: eine Krimi-Party. Um die Umgebung auch noch perfekt abzustimmen, findet die Sause an Bord eines Zuges statt. Ihr als Spieler habt euren ersten Tag als Mitarbeiter des Speisewagens – und werdet natürlich direkt mit in die Ermittlungsarbeiten gezogen.

Jeder Gast spielt eine vorgeschriebene Rolle. Sonic markiert den Captain, Knuckles verdingt sich als Sheriff, Rogue steigt zur erfolgreichen Geschäftsfrau auf, Shadow werkelt als Schlosser und Amy schnüffelt als Reporterin herum. Die Tails zugewiesene Rolle lautet Detektiv, und diese führt er auch dienstbeflissen aus, nachdem Sonic dem Fake-Mord zum Opfer fällt. Kurzerhand ernennt der Fuchs euch zu seinem Assistenten und ihr geht dem Verbrechen auf den Grund. Nach und nach gewinnt ihr jedoch den Eindruck, dass etwas nicht stimmt an Bord des Mirage Express.

Zeugenbefragung der drögen Art

Im Kern handelt es sich bei The Murder of Sonic the Hedgehog um eine klassische Visual Novel. Ihr sprecht Charaktere durch simples Anklicken an und lest euch anschließend durch haufenweise Textbox-Dialoge. Leider nur auf Englisch, leider komplett ohne Vertonung. Gelegentlich entscheidet ihr euch noch zwischen Antwortoptionen, allerdings gaukelt das Spiel euch die Freiheit nur vor. Schmeckt ihnen eure Wahl nicht, machen die Charaktere das in Dialogen schmerzlich klar und ihr müsst nochmal ran, bis ihr endlich die richtige Option trefft.

Bei all der erzwungenen Geradlinigkeit bieten die Gespräche aber immerhin einen unterhaltsamen Grundton. Hier wird nicht auf Krampf versucht, seriös zu wirken oder Tiefe zu erzeugen, wo keine existiert. Denn auch wenn The Murder of Sonic the Hedgehog haufenweise Klischees für Detektivgeschichten erfüllt, fällt die Auflösung vorhersehbar aus. Ebenso wie der Weg dorthin, kein Handlungsstrang vermag zu überraschen oder heftig mitzureißen.

Bei all der Oberflächlichkeit scheinen zumindest die jeweiligen Wesenszüge der Figuren gut durch. Knuckles markiert den harten und schweigsamen Sturkopf, während Espio in seiner Rolle als Poet glänzt und die quirlige Amy auf ihre eigene Art eine gewisse kindliche Unschuld ausstrahlt. Ihr braucht hier nicht eure nächsten digitalen besten Freunde erwarten, für einen Grundcharme reicht es aber allemal.

The Murder of Sonic the Hedgehog - Launch-Trailer stimmt auf das Krimi-Adventure ein

Sonic stirbt? Zumindest scheint es ganz so, denn in The Murder of Sonic the Hedgehog klärt ihr die Ermordung des Igels auf. Der Launch-Trailer stimmt auf den Release des kostenfreien Spiels ein.

Was nicht zuletzt an der Optik des Spiels liegt. Alle sieben Wagen des Mirage Express wurden handgezeichnet, wie auch die Charaktermodelle. In bester Visual-Novel-Manier handelt es sich zwar nur um Standbilder mit wenigen abgebildeten Emotionen, hübsch anzusehen fallen sie aber allemal aus.

Die Jagd nach Hinweisen

Freilich verbringt ihr eure Zeit in The Murder of Sonic the Hedgehog nicht nur mit Gesprächen. Als wahrer Assistent eines Detektivs müsst ihr auch regelmäßig die Schauplätze wie Speisewagen, Bücherei, Casino und Saloon in typischer Wimmelbild-Manier nach Hinweisen durchsuchen. Auch hier zeigt sich das Spiel sehr geradlinig und vermittelt euch stets direkt, was zu tun ist.

Untersuchbare Objekte markiert es mit fetten grünen Rändern und habt ihr alle relevanten Hinweise eines Ortes erforscht, lässt Tails euch das deutlich wissen. Die anschließende Befragung der potenziellen Mörder läuft stets gleich ab, ihr wählt eines der wenigen Beweisstücke in eurem Inventar aus und konfrontiert eure Gegenüber damit. Dazu gilt es aber zunächst noch, eure Gedanken zu sortieren. Und hier öffnet sich The Murder of Sonic the Hedgehog überraschenderweise doch noch etwas für Jump-and-Run-Fans.

Auf einem virtuellen DreamGear-Handheld zockt ihr nämlich ein Autorunner-Spielchen mit Sonic in der Hauptrolle. Das erinnert etwas an die Bonus-Levels, wie sie beispielsweise in Sonic the Hedgehog 3 existierten. Der Igel flitzt automatisch auf einer geraden Strecke nach vorne und ihr müsst Stacheln und anderen Hindernissen ausweichen und Ringe sammeln. Seid ihr erfolgreich, setzt ihr die Befragung mit euren neu gewonnenen Erkenntnissen fort. Im späteren Spielverlauf fallen diese Geschicktlichlichkeitspassagen sogar richtiggehend fordernd aus. Das würde ich bei anderen Titeln sicherlich loben, hier stört es die Balance zwischen Story und Auflockerung aber etwas sehr.

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Denn auf der Rätsel-Seite fällt The Murder of Sonic the Hedgehog flacher als ein überfahrener Igel aus. Sehr früh landet ihr gemeinsam mit Amy und Tails beispielsweise in einer Abstellkammer, deren Tür ein umgefallener Schrank blockiert. Die Untersuchung des Schauplatzes ergibt, dass das Möbelstück seitlich beschädigt wurde, außerdem findet ihr einen Holzgriff. Dank eurer Sherlock-esquen Kombinationsgabe bleibt nur ein Schluss übrig: Amy wollte den Schrank mit ihrem Hammer zertrümmern, doch letztlich zerbrach nur dieser entzwei. Wirklich komplexer wird es auch gegen Ende nicht.

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