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Test - The Valiant : Endlich mal Klasse statt Masse

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Zugegeben: Die erhoffte Strategie-Renaissance brachte Age of Empires 4 im vergangenen Winter nicht mit sich. Und wenn nicht schon so ein großer Name, wer soll bitte dann noch das Genre aus seinem nicht endenden Winterschlaf befreien?

Fast schon aus dem Nichts macht sich das kleine Studio Kite Games (Sudden Strike 4) daran, einen neuen Versuch zu starten. Und tatsächlich stellt sich das Echtzeit-Strategie-Projekt The Valiant als eine waschechte Überraschung heraus, denn das Mittelalter-Epos bringt jede Menge frische Ideen und Ansätze mit.

Age of Empires mit Diablo-Einflüssen

Auf den ersten Blick wirkt The Valiant dem großen Genrekönig Age of Empires wie aus dem Gesicht geschnitten: Mittelalter-Schlachten, klassische Truppen wie Bogenschützen, Speerträger und Kavallerie oder die amüsanten Akzente der sprücheklopfenden Einheiten – das Vorbild scheint offensichtlich. Doch lange währt der Eindruck nicht, denn The Valiant krempelt einige Genretugenden grundsätzlich um und geht ganz eigene Wege.

Das klare Herzstück des Spiels ist die Kampagne, die mit 16 Missionen daherkommt, die zwar größtenteils eher kurz geraten sind, dafür aber sehr abwechslungsreich gestaltet wurden. Mit unseren Helden bereisen wir das mittelalterliche Europa. Mal verschlägt es uns nach Bayreuth, dann über die verschneiten Alpen bis hin ans warme Mittelmeer.

Helden ist auch das richtige Stichwort, denn die bilden das zentrale spielerische Element: Ähnlich wie in Warcraft 3 begleiten wir die gesamte Kampagne über dieselben Helden, die jeweils spezielle Fähigkeiten besitzen. Vor jeder Mission dürfen wir aber nur zwei Figuren mitführen, im Laufe der Geschichte sammeln wir ein halbes Dutzend an.

Die Charaktere sind zudem nicht wie in Age 4 nur bloße Fassade, sondern greifbare Persönlichkeiten. Schließlich stellt sich auch die Hintergrundgeschichte der Kampagne als wahre Stärke heraus. Die unzertrennlichen Ritter Theodore und Ulrich kämpfen zu Beginn noch Seite an Seite. Doch als sie auf ein mystisches Artefakt stoßen, zerbricht ihre Freundschaft. Ulrich ist wie besessen von dem mächtigen Stab und Thedore bleibt schließlich nichts anderes übrig, als gegen seinen vom Weg abgekommenen einstigen Gefährten in den Kampf zu ziehen.

Immer mehr Helden schließen sich Theodore im Laufe der spannenden Geschichte an. Doch bei den bereits vorhandenen Spezialfähigkeiten bleibt es nicht. Auf dem Schlachtfeld sind immer wieder Truhen und Gegenstände, also Loot wie Diablo, zu finden. Und ganz rollenspieltypisch liefert der Kram nützliche Verbesserungen für unsere Helden. Waffen und Rüstung haben sogar diverse Schadens- und Verteidigungswerte sowie Boni wie bessere Ausdauer. Auch Artefakte wie Ringe lassen sich finden. Zwischen den Missionen dürfen wir dann an unseren Charakteren herumtüfteln, und hinter der Mechanik steckt nicht nur bloße Kosmetik, denn wie wir zu Felde ziehen, will wohl überlegt sein.

Klasse statt Masse

Wer Massenschlachten wie in Age of Empires erwartet, wird nämlich schnell enttäuscht. In The Valiant dürfen wir maximal fünf (!) Einheitentrupps steuern. Neben zwei Helden sind das meist noch drei normale Trupps wie Schwertkämpfer oder Bogenschützen, die wiederum von der Gegenwart Theodores und Co. profitieren können. Weil Heroe Konrad zum Beispiel selbst ein Schütze ist, kämpfen Bogenschützen-Einheiten in seiner Nähe besonders effektiv.

Doch The Valiant geht bei seinem reduzierten Gameplay noch weiter, denn es gibt keinerlei Basisbau. Böse Erinnerungen an Command & Conquer 4 werden da wach, doch wir können Entwarnung geben: Auch ohne Basis, Wirtschaft und Arbeiter bleibt Kite Games‘ Strategie-Experiment taktisch und fordernd.

Gerade mal Gold und Holz bilden die einzigen Rohstoffe, die wir quer über der Karte einfach so einsammeln können, ohne sie vorher abbauen zu müssen. Statt Basen zu errichten, erobern wir Kontrollpunkte, wo unsere Helden sich regenerieren. Beißt dann doch mal einer ins Gras, dürfen wir gefallene Figuren wiederbeleben, was jedoch nicht für Normalo-Trupps gilt. Deren Tod ist endgültig.

Und schmerzhaft! Denn in unserer Testversion durften wir innerhalb der Missionen nicht speichern, was ein besonders durchdachtes Vorgehen bedeutet. Hier liegt auch der Reiz in The Valiant. Anders als in den meisten RTS-Vertretern reicht es nicht, mit bloßer Truppenmasse über die Karte zu fegen oder die eigenen Einheiten wie Kanonenfutter zu behandeln. Wir müssen sehr vorsichtig sein, unsere wenigen Kämpfer nicht zu verlieren, und in jedem Kampf rechtzeitig auch mal den Rückzieher ansetzen, um unsere Mini-Armee an einem Kontrollpunkt zu heilen.

Das wird gerade in den Bosskämpfen spürbar, wenn besonders hartnäckige Gegner auftreten. In einer Schneemission etwa muss ein mächtiger Bergkönig besiegt werden, der uns so übel zusetzt, dass wir uns Dutzende Male zurückziehen müssen. Leider verkommen diese Kämpfe zur Geduldsprobe, zum Glück sind sie aber eher selten.

The Valiant - Last Man Standing - PvP-Modus im Trailer

Mit "Last Man Standing" erhält The Valiant auch einen PvP-Modus spendiert, der euch hier näher vorgestellt wird.

Neben Gesundheit hat jede Einheit noch drei weitere Werte, die im Kampf aufgebraucht werden: Schlagkraft, Ausdauer und Rache. Alle wollen gut im Auge behalten werden. Ohne Ausdauer lassen sich zum Beispiel keine Spezialfähigkeiten einsetzen, die meistens spielentscheidend sind. Bogenschütze Konrad kann zum Beispiel wenig gegen Nahkämpfer ausrichten, mit einem Pfeilhagel verlangsamt er jedoch anstürmende Truppen, wodurch diese schließlich in Windeseile ausgeschaltet sind.

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Theodore dagegen setzt mit seinen Bannern kleine Bereiche, die Einheiten im Umkreis stärken oder mehr Schlagkraft verleihen. Das richtige Timing ist dabei besonders wichtig – nur wer die Fähigkeiten zum richtigen Zeitpunkt einsetzt, meistert auch die ausweglosesten Schlachten. Auch weil der Schwierigkeitsgrad ab der Mitte der Kampagne stark anzieht.

Nicht zuletzt überzeugt sogar die gegnerische KI, die unsere Manöver durchaus zu durchschauen weiß und unseren Fähigkeiten auch mal ausweicht. Manchmal leistet sie sich trotzdem ein paar Aussetzer. Erobern wir etwa einen feindlichen Kontrollpunkt, dann steht der Gegner auch gerne mal teilnahmslos da und greift nicht ein.

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