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Preview - Twin Mirror : Mystery-Thriller von den Life-is-Strange-Machern

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Wenngleich sich die französischen Entwickler von Dontnod mit Spielen wie Remember Me und Vampyr an gänzlich unterschiedlichen Genres ausprobiert haben, kennt man sie in erster Linie für ihren Spiel-Film-Hybriden Life is Strange und dessen Nachfolger. Mit Twin Mirror erscheint demnächst ihr neues Spiel, dass dessen Tradition fortführt und dennoch neue Wege geht. Wir konnten einen ersten Blick auf den Anfang des Spiels werfen.

Der Journalist Sam Higgs kehrt in seine Heimatstadt Basswood zurück, die abgeschieden vom Rest der Welt inmitten der schier endlosen Wälder West Virginias liegt. Eigentlich hatte er das verschlafene Nest vor langer Zeit verlassen, doch die Beerdigung eines Jugendfreundes zwingt ihn zur Stippvisite und der Konfrontation mit schmerzhaften Erinnerungen, die er in der Ferne zu verdrängen gesucht hatte und deren Geheimnisse nun allmählich über ihn hereinbrechen - so die Erinnerung an seine Ex-Freundin Anna und die Begegnung mit seiner Tochter, die ihn vor die Entscheidung stellen, weiterhin vor der Vergangenheit zu fliehen oder sich mit ihr auszusöhnen …

Auch wenn das Ausgangsmotiv von Twin Mirror demjenigen von Life is Strange auf den ersten Blick sehr ähnlich scheinen mag – eine Person kehrt nach langer Zeit in ihre Heimatstadt zurück und wird dort mit ihrer Vergangenheit konfrontiert – tritt es, passend zu seinem Namen, eher wie dessen dunkles Spiegelbild auf: Twin Mirror ist kein melancholisches Trauern über eine verlorene Jugend, sondern ein übersinnlicher Mystery-Thriller, dessen Atmosphäre in düstere Schatten statt das Licht verträumter Sonnenuntergänge getaucht ist. Vom ersten Moment an weckt das Spiel mit seinem Schauplatz, seiner Stimmung und dem übersinnlichen Einschlag Assoziationen an Alan Wake, aber noch mehr an das verschrobene Deadly Premonition, dessen zweiter Teil dieser Tage erscheint und mit dessen eigenwilligem Ermittler zwischen Genie und Psychopath der Held auffällige Gemeinsamkeiten teilt, wie wir noch sehen werden.

Wer Life is Strange gespielt hat, dem wird zweifellos als Erstes die stark verbesserte Grafik von Twin Mirror auffallen: die Weite der amerikanischen Wälder, das Sonnenlicht, das durch ihre Blätter schimmert und durch den Nebel bricht, die Detailfülle der schroffen Felsen und auch die Nuancen in den Gesichtern der Figuren. Sicherlich ist das alles noch immer meilenweit entfernt vom Hyperrealismus der Quantic-Dream-Spiele, aber es wirkt eben auch beileibe nicht mehr wie Strohpuppen im Playmobil-Haus.

Dunkler Begleiter

Um diesen Unterschied vom ersten Moment an klarzustellen (und wahrscheinlich auch um ein bisschen damit zu prahlen), beginnt das Spiel an einem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt Basswood. Von hier aus lässt die neue Grafikengine beim Schweifen des Blickes ihre Muskeln spielen und verankert das Spielgefühl sofort an einem Ort und in einer Stimmung. Wir sehen, wie sich das Heimatdorf des Helden in die Talsohle weniger schmiegt als vielmehr dort unten festsitzt, während es von den waldbedeckten Bergen eingeschlossen wird, als wollten sie die Welt jenseits davon aus gutem Grund aus- oder seine Bewohner dort einsperren. Einst brachten die Bergwerke dieser Gegend den Wohlstand, heute beherrscht die Tristesse der Industrieruinen das Stadtbild.

Zwar folgt Twin Mirror spielerisch weitgehend der Tradition des interaktiven Films, wie ihn Life is Strange vorgezeichnet hat, erweckt aber den Anschein, als liebäugele es auch mit den Spielmechaniken von Detektiv-Adventuren wie den Sherlock-Holmes-Titeln. So ist Held Sam in der Lage, jederzeit seinen Gedächtnispalast zu betreten: eine vor dem inneren Auge vorgestellte Parallelwelt aus schwebenden Kristallplattformen, in denen seine Erinnerungen Gestalt annehmen und miteinander in Bezug gesetzt werden können, um auf diese Weise Erkenntnisse zu vertiefen und Schlüsse daraus zu ziehen.

Dass Sam Higgs ähnlich wie sein Bruder im Geiste aus Deadly Premonition stets hart an der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn wandelt, erschließt sich spätestens bei der Begegnung mit seinem dunklen Begleiter: eine Art imaginärer Freund, der ihm wie ein Geist auf Schritt und Tritt folgt und ihm wie Engelchen und Teufelchen in heiklen Situationen beratend zur Seite stehen. Das dürfte zu einem der interessantesten Aspekten der Entscheidungen von Twin Mirror werden: Denn ob es sich bei dem Souffleur aus dem Unterbewusstsein eher um Engelchen oder Teufelchen, gutes oder schlechtes Gewissen, eine vertrauensvolle innere Stimme oder heimtückischen Verführer handelt, werden wir wohl erst am Ende des Spiels erfahren.

Twin Mirror - PC Gaming Show 2020 Teaser Trailer

Die Life-is-Strange-Macher von DONTNOD haben in der digitalen Ausgabe der PC Gaming Show 2020 einen neuen Teaser zum kommenden Twin Mirror für PC, PS4 und Xbox One präsentiert.

Welche übersinnlichen Schrecken und düsteren Geheimnisse das Spiel als Trümpfe noch auf der Hand behält, lässt sich Dontnod bis auf Andeutungen nicht in die Karten schauen. Ähnlich wie Life is Strange scheint mir Twin Mirror ein Abenteuer zu sein, dessen Kern eher persönlicher und psychologischer Natur ist, das Übernatürliche womöglich vor allem die treibende Kraft einer Reise zweier Menschen bildet, die als Vater und Tochter zueinander finden müssen.

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