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Test - Unpacking : Zimmer aufräumen als Spiel – bekloppt aber genial

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Greift zu, wenn...

… ihr ein Spiel auch mal als entspannende Erfahrung und bescheiden authentische Erzählung genießen wollt.

Spart es euch, wenn...

… ihr von einem Spiel Aufregung, Nervenkitzel, Herausforderung, Umfang und Spektakel verlangt.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
Die anfangs bekloppt scheinende Idee beglückt mit einer unaufgeregten Erfahrung und authentisch gefühlvollen Geschichte

Nun ist es also so weit gekommen: Zimmeraufräumen als Spiel ist ein Verkaufsschlager. Unpacking wirkt zunächst wie der wahrgewordene Albtraum der Gamification, deren belohnendes Prinzip offenbar immer und überall funktioniert und selbst die wahrscheinlich unpopulärste Tätigkeit der Menschheitsgeschichte in ihr Gegenteil zu verkehren vermag. Unpacking ist auf den ersten Blick ein höchst merkwürdiges Spiel, während dem ich mich ständig fragte, warum ich das alles gerade überhaupt mache und vor allem: warum ich es irgendwie gerne mache. Beim Spielen befiel mich jedenfalls regelmäßig der Gedanke: Womöglich müsste ich nur Achievements dafür erhalten – ich würde vermutlich von früh bis spät meine Wohnung putzen.

Doch in seiner zurückhaltenden Art und der betont unspektakulären Präsentation erweist sich Unpacking als beglückende Erfahrung, aus der man schlussendlich mit nichts als guter Laune wieder zurück in die Realität entlassen wird. Wo andere Spiele vor den Jubel über den Triumph die stressbedingte Anspannung der Herausforderung setzen, befriedigt Unpacking den angeborenen Ordnungssinn und bedient das zufriedene Gefühl, das nur entstehen kann, wenn sich eine Tätigkeit dem Primat der materialistischen Zweckhaftigkeit verweigert, wie ein Spaziergang etwa oder die Gartenarbeit. Vor allem aber entwickelt Unpacking eine einzigartig neue interaktive Erzählform für seine Geschichte, in der sich allein anhand von scheinbaren Nebensächlichkeiten ein ganzes Leben erschließt - ähnlich als wenn man bei einem fremden Menschen zu Besuch ist und allein über seine Wohnungseinrichtung auf seine Persönlichkeit, seinen Werdegang, Vorlieben, Beruf und prägende Erlebnisse rückschließt.

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Gleichzeitig schließt Unpacking diesen Verstehensprozess seiner Story stets mit den Erinnerungen des Spielers kurz, der parallel dazu gar nicht anders kann, als sich darin wiederzufinden und die Stationen seines eigenen Lebens melancholisch bewegt Revue passieren zu lassen. Dass Unpacking dabei betont zurückhaltend und authentisch bleibt und sich melodramatischen Höhepunkten verweigert, mag manch einen langweilen, zeichnet es aber gerade in seiner sympathisch geerdeten Genügsamkeit aus.

Selbstverständlich ist das nicht jedermanns Sache, womöglich auch keine 20 Euro für lediglich zwei bis drei Stunden Spielzeit wert und selbstverständlich tragen Spielmechanik und Erzählweise noch viel Potenzial für zusätzliche Vertiefung in sich. Aber letzten Endes ist es gerade diese offen zur Schau gestellte Bescheidenheit, die Unpacking zu dem Kritiker- und Publikumsliebling gemacht hat, der es heute ist.

Überblick

Pro

  • angenehm unaufgeregte, entspannende Erfahrung
  • kluge, neuartige Erzählweise
  • authentisch geerdete Geschichte
  • faszinierende Einbindung der DualSense-Haptik (PS5)
  • schnelle Platin-Trophäe

Contra

  • 20 Euro für etwa 3 Stunden Spielzeit
  • sehr eigensinniges Spielprinzip
  • Gameplay und Story mit „Luft nach oben“
  • ein Grafikstil wie auf den Screenshots halt

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