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Test - Yakuza : Yakuza

  • PS2
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Ein weltbekannter Drehbuchautor liefert die Hintergrundgeschichte, berühmte US-Schauspieler leihen den Spielfiguren ihre Stimme, dazu mehr als 20 Millionen Dollar Entwicklungskosten – Segas neuestes Action-Adventure 'Yakuza' verspricht im Vorfeld viel und hält es auch!

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Finger heben, wer in die japanische Mafia will!

Dabei sollte man sich jedoch nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen. Was angesichts der Gangster-Thematik und der langsam obligatorischen Stadtkarte im unteren Bildschirmrand wie eine Japan-Variante von 'Grand Theft Auto' wirkt, hat mehr mit Spielen wie 'Onimusha' und 'Final Fight' gemeinsam als mit der offenen Verbrecher-Ballade von Rockstar. So setzt Segas neuester Titel verstärkt auf seine Hintergrundgeschichte und bietet deutlich weniger Handlungsfreiheit. Während eures Zehn-Stunden-Abenteuers schlüpft ihr in die Haut des Yakuzas Kazuma Kiryu. Die anfangs schwer zu begreifende Handlung beginnt mit Kazumas Inhaftierung. Um seinen Waisenbruder zu schützen, nimmt Kazuma ein Verbrechen auf sich und landet erst einmal für zehn Jahre im japanischen Bau. Einmal entlassen, muss er feststellen, dass sich die Welt um ihn herum verändert hat. Seine Freundin ist spurlos verschwunden, die Yakuza-Banden befinden sich wegen verschwundener zehn Milliarden Yen im Kampf und irgendwo taucht auch noch ein kleines Mädchen unbekannter Herkunft auf.

Letztere ist leider ein Beweis dafür, dass die Handlung aus der Feder des gefeierten, japanischen Autors Seishu Hase nicht ganz frei von Klischees ist. Zwar bleibt sie stets spannend, wer jedoch hofft, dass 'Yakuza' das japanische Verbrecherleben abseits typischer Videospiel-Paradigmen präsentiert, wird enttäuscht. Auch Kazuma ist der typisch edle Videospielheld und seine Widersacher sind so herrlich böse, dass es schon fast amüsant ist. Dies vergisst man angesichts der Bombastpräsentation jedoch gerne. Gut ein Drittel der Spielzeit dürft ihr euch an hervorragend geschnitten Zwischensequenzen erfreuen, die echtes Kinoflair auf den Bildschirm zaubern. Einen großen Anteil daran hat die professionelle englische Synchronisation der Charaktere. Mit US-Schauspielern wie Mark Hamill aus 'Star Wars' oder Michael Madsen aus 'Kill Bill' wurden für die wichtigsten Figuren der Handlung fast nur Spitzensprecher engagiert, was man den Zwischensequenzen deutlich anhört. Wer indes auf eine deutsche Sprachausgabe hofft, wird enttäuscht. Zwar verpasste Sega der europäischen Variante des Spiels mehr als brauchbare deutsche Untertitel, auf eine komplette Lokalisierung wurde wohl nicht zuletzt aufgrund des enormen Aufwands verzichtet. Leider trifft die Optionsarmut, was die Sprachausgabe betrifft, auch japanophile Spieler: Die Originaltonspur fand ihren Weg nicht mehr auf den europäischen Datenträger.

Rollenspiel in der Tokioter Unterwelt

Dabei hätten gerade die Originalsprecher die ansonsten umwerfende Japan-Atmosphäre des Titels weiter unterstrichen. Sega hat sich die Mühe gemacht, den Tokioter Stadtteil Shinjuku nahezu perfekt zu digitalisieren. Während ihr den vermissten zehn Milliarden Yen hinterherjagt, schreitet ihr durch das beeindruckte Neonmeer der japanischen Großstadt, besucht typisch japanische Lokale und dürft – der Unterwelt-Thematik sei dank – auch gerne in diverse Hostessen-Bars und Strip-Lokale reinschnuppern. So schön und vor allem belebt Shinjuku jedoch anfangs wirkt, so sehr nutzt sich die Kulisse des Spiels aber auch ab. Da ihr euch fast ausschließlich auf denselben Straßen bewegt, fehlt es schnell an grafischer Abwechslung und nicht selten würdet ihr euch wünschen, auch andere Umgebungen erkunden zu dürfen.

Dabei gibt es in dem kleinen Abschnitt von Tokios Straßen eigentlich genug zu tun. Neben der Haupthandlung erwarten euch 70 kleinere Nebenaufgaben, bei denen ihr Obdachlosen eine wärmende Jacke besorgt oder eine Frau davor bewahrt, bestohlen zu werden. Und wer einfach nur entspannen will, verprasst sein Geld in den diversen Glückspiel-Lokalen oder in den Armen einer Hostess. Hier spielt sich 'Yakuza' dann wie die typisch japanische Dating-Simulation. Ihr führt belanglose Unterhaltungen mit eurer Angebeteten, in der Hoffnung stets das Richtige zur richtigen Situation zu sagen, und gebt Geld für teures Essen und nochmals kostspieligere Geschenke aus. Als Dank erwarten euch liebevolle SMS und diverse Bonus-Gegenstände, die euch das Leben in den Kämpfen erleichtern. Wer hofft, auf einen heißen Kaffee nach dem Essen eingeladen zu werden, wird enttäuscht. In 'Yakuza' geht es gesittet zu.

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