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Test - Yakuza : Yakuza

  • PS2
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Dennoch lohnen sich eure amourösen Bemühungen, denn kämpfen muss Kazuma mehr als nur häufig. Während die Haupthandlung schon fast nur aus einer Aneinanderreihung von chaotischen Massenschlägereien und taktischen Bosskämpfen besteht, werdet ihr auch auf euren Erkundungstouren häufig in Faustkämpfe verwickelt. Ähnlich einem Rollenspiel laufen euch, zufällig eingestreut, Verbrecher oder Schlägertrupps über den Weg, die unter zumeist dubiosen Gründen einen Kampf beginnen. Solchen Zufallskämpfen kann man zwar relativ leicht durch Laufarbeit aus dem Weg gehen, da allerdings jeder Kampf Kazumas Kampffähigkeiten verbessert, nimmt man die kurzen Gefechte meist gerne in Kauf. Zumal das Kampfsystem äußerst gelungen ist.

Wie in zivilisierteren Zeiten …

Selbiges erinnert in den Grundzügen an SEGAs Massenschlägerei 'Spikeout', verpasst dem soliden Kampfsystem aber die bitter nötige Spieltiefe. Ihr richtet eure Spielfigur mittels Schultertaste auf einen Gegner aus, während ihr über zwei Tasten diverse Angriffe und Spezialattacken vom Stapel lasst. Ein weiterer Knopf dient dem Ausweichen, während schließlich eine vierte Taste euch Mobiliar wie Gegner aufheben lässt. Wie nämlich schon im guten alten 'Final Fight' lassen sich auch in 'Yakuza' allerlei herumliegende Gegenstände als Schlagwaffe zweckentfremden. Angefangenen vom Fahrrad bis hin zu Holzschwertern, die niedergeschlagene Feinde fallen lassen, darf man alles zumindest kurzzeitig als zusätzliches Schlagargument missbrauchen. Leider zerfallen die Gegenstände nach einigen Schlägen, sodass der Spaß nur kurz anhält. Bis dahin habt ihr jedoch auch schon eure Wut-Anzeige mit gelungenen Kombinationsattacken aufgebaut und könnt mit besonders fiesen Angriffen auf eure Gegner eindreschen. Dann schmettert Kazuma das Gesicht seines Gegenübers mit Wucht gegen die nahe stehende Wand oder rammt ihm das kürzlich aufgehobene Messer direkt in die Brust. Die zumeist nicht ganz jugendfreien Attacken schaffen es dabei aufs Vortrefflichste, die Energie und Brutalität eines echten Straßenkampfs einzufangen, und rechtfertigen die fehlende Jugendfreigabe der unzensierten deutschen Fassung.

Somit wäre das Kampfsystem von 'Yakuza' fast perfekt, wäre da nicht einmal mehr die Tücke eines jeden Spiels in der Third-Person-Perspektive: die unbrauchbare Kameraführung. Sega setzt dabei zumeist auf eine feste Kameraperspektive, die euch bei euren Erkundungstouren mit zwar kinoreifen, jedoch stetig wechselnden Kamerapositionen das Leben schwer macht und die in den Kämpfen dafür sorgt, dass ihr gerade in großen Massenschlägereien komplett den Überblick verliert und von Gegnern in die Mangel genommen werdet, die ihr nicht einmal sehen könnt. Der moderate Schwierigkeitsgrad sowie beliebig viele Rücksetzpunkte verhindern zwar allzu großen Frust, dennoch werdet ihr auch in 'Yakuza' nicht umhinkommen, euch zu fragen, wieso die Entwickler dem Spieler zumindest in den Kämpfen nicht freie Kamerakontrolle spendiert haben.

Auf Schönes muss man warten!

Dies ist jedoch nicht der einzige Makel von 'Yakuza'. Die wirklich bombastische Optik wird mit teils grausam langen Ladezeiten erkauft. Vor und nach jedem Kampf dürft ihr zunächst zwanzig Sekunden Däumchen drehen und auch in den In-Game-Zwischensequenzen seid ihr vor solchen Atmosphäre-Killern kaum gefeit. Gerade wenn eine Szene viele Schnitte hat, kann es euch passieren, dass ihr eine fünf Sekunden lange Szene seht, nur um dann zwanzig Sekunden lang den schwarzen Ladescreen bestaunen zu dürfen. Immerhin rechtfertigt die Grafik, wie schon erwähnt, fast das Warten. 'Yakuza' punktet mit absolut wunderschönen Lichteffekten, einer relativ flüssigen Bildwiederholungsrate und phantastischen Details. Jedes Geschäft ist liebevoll ausstaffiert und Tokios Straßen sind meist mit mehreren Dutzenden Menschen gleichzeitig gefüllt. Weich verlaufende Echtzeitschatten hätte man der alten PlayStation 2 gar nicht mehr zugetraut. Zudem unterstreicht das Spiel seinen Filmcharakter mit einem optionalen 16:9-Modus und auch die Anpassung an die europäische Fernsehernorm ist mehr als gelungen – weder Balken noch Geschwindigkeitseinbußen schmälern den Spielspaß.

Ebenfalls spielspaßfördernd ist schließlich die akustische Untermalung. Der Soundtrack bietet treibende Rockklänge in den Kämpfen, um sich in den Zwischensequenzen wieder auf eher ruhigere Melodien zu besinnen. Während die musikalische Begleitung somit mehr als passend ist, gibt es bei der eigentlichen Akustik leichte Kritik. Zwar sind die Soundeffekte durch die Bank gut ausgefallen, dafür wiederholt sich die Klangkulisse gerade in der Stadt etwas zu schnell. Hier hätte dem Titel mehr Abwechslung gut getan.

Fazit

von Sven Mittag
Da ist es also wieder: Das gewisse Etwas, welches die Sega-Titel der Dreamcast-Ära zu etwas Besonderem gemacht hat. Denn auch wenn 'Yakuza' aufgrund teils extrem störender Ladezeiten und einer mehr schlechten als rechten Kameraführung weit davon entfernt ist, perfekte Videospiel-Unterhaltung zu bieten, so sorgen die dichte Atmosphäre, die spaßigen Kämpfe und die mustergültige Optik dennoch dafür, dass ihr bis zum Schluss gefesselt am Joypad hängt. Zumindest sofern ihr lange Zwischensequenzen zwischen Action-Handlungen als Belohnung und weniger als störende Spielunterbrechung anseht. Denn ähnlich wie Monoliths Rollenspiel-Epos 'Xenosaga' oder Segas hauseigenes 'Shenmue' versteht sich auch 'Yakuza' als Film zum Nachspielen. Im Gegensatz zu den beiden oben Genannten bietet Kazumas Abenteuer jedoch deutlich mehr Action in und zwischen den Videoschnipseln.

Überblick

Pro

  • spannende Handlung bei unverbrauchtem Szenario
  • grandiose Präsentation
  • hervorragende Technik
  • gelungene (englische) Sprachausgabe
  • spaßiges Kampfsystem
  • teils nette Nebenaufgaben

Contra

  • unerträglich lange Ladezeiten
  • Kamerasystem sorgt gelegentlich für Frust
  • Zwischensequenzen lassen sich nicht pausieren
  • Einstieg in die Handlung fällt unnötig schwer

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