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Test - Catherine : Ein unmoralisches ... Puzzle

  • PS3
  • X360
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Bockschwere Blockrätsel

Es ist kein Wunder, dass Vincent seine Besuche im Stray Sheep so lange wie möglich hinauszögert. Denn er wird allabendlich von grauenhaften Albträumen geplagt. Nur mit einer Unterhose bekleidet bahnt ihr euch den Weg durch ein Jenga-artiges dreidimensionales Gebilde. Unter Zeitdruck müsst ihr Türme aus einstürzenden, dynamischen Felsblöcken erklimmen. Lasst ihr euch zu viel Zeit, fällt das Konstrukt unter euch zusammen und ihr stürzt in den sicheren Tod. Das Szenario wirkt wie ein grafisch aufgewerteter Arcade-Titel und kommt euch sicherlich anfangs befremdlich vor. Man braucht einige Zeit, bis man die Spielmechaniken begreift und das Levelniveau steigt von Nacht zu Nacht beträchtlich. Im Laufe des Spiels bekommt ihr es unter anderem mit vereisten, explodierenden und einstürzenden Blöcken zu tun. Und dann gibt es auch noch garstige und sehr skurrile Bossgegner, vor denen ihr flüchten müsst.

Als Reaktion auf flehendes Betteln der Spielergemeinde hat Atlus via Update einen Einfach-Spielmodus ergänzt. Zuvor konnte man nur zwischen normaler Schwierigkeit und ganz heftigem Spielniveau wählen. Durch die unterschiedlichen Grade erhöht man die Zahl der eindeutig notwendigen Versuche und erhält die Möglichkeit, Züge zurückzunehmen. Es ist ein laut Studio gewollter Effekt, dass ihr durch den sehr hohen Schwierigkeitsgrad den Stress und die Panik, die Vincent während seiner Albträume erlebt, mitfühlen könnt. Die Rechnung ist definitiv aufgegangen: Es ist schon eine ganze Weile her, dass ein Spiel solche Erfolgserlebnisse beschert hat. Ihr fühlt euch am Ende der Albtraumlevel so massiv erlöst, als wäre es um euer eigenes Leben gegangen.

Heiß und Kalt

Der Wechsel zwischen entspannten Besuchen im Stray Sheep und nervenaufreibenden Albtraumszenarien gibt dem Spiel eine ganz besondere Dynamik. Euer Durchhaltevermögen wird mit stimmungsvollen Zwischensequenzen belohnt. Außerdem bekommt ihr die Möglichkeit, euch weitere Puzzle-Teile für die spannende Hintergrundgeschichte zusammenzusuchen. Die sehr gute englische Sprachausgabe versüßt euch die zahlreichen Dialogmöglichkeiten, die sich im Laufe des Spiels auftun. Adventure-Fans kommen voll auf ihre Kosten. Es gibt zahlreiche Charaktere, die euch alle eine Menge zu erzählen haben. Ihr werdet jedoch nie genötigt, euch überflüssige Dialoge zuzumuten. Ihr könnt die Bar nach den Zwischensequenzen sofort verlassen und euch in den nächsten Traum stürzen.

Der Zeiger des Karma-Meters gibt einem Hinweise darauf, in welche Richtung sich euer „Ende“ entwickeln wird. Nach typisch japanischer Manier hat das Spiel unterschiedliche Endsequenzen, die davon abhängig sind, wie ihr euch im Laufe des Spiels gegenüber Frau C. und Frau K. verhaltet. Catherine bietet euch acht verschiedene Wege aus dem Spiel. Außerdem werdet ihr während euer Albträume in einer Art Beichtstuhl zu euren moralischen Einstellungen befragt. Daraufhin erfahrt ihr über eine Anzeige den online abgerufenen Prozentsatz der Spieler, die sich ebenfalls für eure Antwort entschieden haben. Ein cleveres und originelles Spielelement, das obendrein zum Nachdenken anregt.

Das Thema Moral ist ein wesentlicher Bestandteil von Catherine und obwohl wir versucht haben, das Spiel zunächst in eine eindeutige Richtung zu lenken, ist es uns nicht so einfach gelungen. Plötzlich bekommt ihr ein schlechtes Gewissen, wenn ihr gerade frivole Kurznachrichten mit Catherine austauscht und in Erwartung einer weiteren Schmuddel-SMS eine verzweifelte Mitteilung von eurer Freundin erhaltet. Und kaum habt ihr euch entschieden, eine ehrliche Linie zu fahren, bringt ihr es trotzdem nicht übers Herz, das Blondchen völlig zu ignorieren. Sie vermisst euch doch so unglaublich und das mitgeschickte Nacktfoto macht es auch nicht einfacher. Was soll das arme Ding denn nur ohne euch machen?

Beats & Beethoven

Das großartige Gesamtpaket wird ergänzt durch eine abwechslungsreiche, stimmige Akustik von Persona-Legende Shôji Meguro. Ebenso sonderbar wie die Mischung aus Puzzle-Spiel und Adventure ist auch der zugehörige Soundtrack: Beethoven und Chopin treffen auf japanische Hip-Hop-Sounds und wundervolle instrumentale Eigenkompositionen. Die Musikstücke blieben uns noch tagelang im Ohr und tragen wesentlich zur Atmosphäre des Spiels bei. Als Extrabonus für treue Atlus-Fans kann man im Laufe des Spiels unzählige Stücke der Shin-Megami-Tensei-Reihe freispielen und auf der Jukebox des Stray Sheep abspielen.

Fazit

von Nina Schild
Catherine ist einfach völlig anders als alles, was wir zuvor gespielt haben. Die Charaktere sind gut durchdacht und liebevoll gestaltet. Immer wieder überrascht das Spiel mit liebenswerten Details, wie Hintergrundinformationen zu den Drinks, die man zu sich nimmt, und gut ausgewählten Zitaten. Die skurrile Optik, gepaart mit dem großartigen Soundtrack, macht den Titel zu einer beispiellosen Spieleperle. Das Spiel ist von hinten bis vorne stimmig und hat uns sowohl zum Verzweifeln als auch zum Jubeln gebracht. Die poppige Anime-Optik ist allerdings nicht jedermanns Sache. Auch wenn das vom Publisher suggerierte Image weitaus schmuddeliger ist, als der Titel sich im Endeffekt gibt. Das moralische Dilemma, ab einem gewissem Alter Verantwortung zu übernehmen und zu wissen, was man vom Leben erwartet, ist der Aspekt, der Catherine zu einem Spiel für Erwachsene macht. Wer nur auf der Suche nach Brüsten ist, wird bei Soul Calibur V fündig .

Überblick

Pro

  • tief gehende, spannende Handlung
  • packende Rätsel
  • stylisches Grafikvergnügen
  • überzeugende Synchronisation
  • völlig neues Spielkonzept
  • detailverliebte Zusatzelemente
  • interessantes Moralsystem
  • grandioser Soundtrack

Contra

  • kitschige Japano-Optik ist Geschmackssache
  • sehr schwierige Rätsel

Kommentarezum Artikel

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