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Test - Like a Dragon: Infinite Wealth : Test: Großartiger Hawaii-Urlaub zwischen Drama und Komödie

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Schauplätze in Japan gehörten bisher zur Yakuza-Reihe wie ein fettes Rücken-Tattoo zum fernöstlichen Gangster. Doch Ichiban Kasuga schert sich bekanntermaßen nicht um Konventionen. So verfrachtet euch Like a Dragon: Infinite Wealth erstmals in der Seriengeschichte in ein anderes Land. Den Trip nach Hawaii solltet ihr aber nicht unterschätzen: Zwischen Hula-Röcken und Palmen lauern fiese Gangster, packende Geschichten und jede Menge abgedrehte Ideen.

Die Grundzutaten ändern sich trotz des amerikanischen Schauplatzes also nicht. Bevor wir aber ans Eingemachte gehen, kommt eine Warnung: Kennt ihr den direkten Vorgänger Yakuza: Like a Dragon nicht, kapiert ihr mit Glück maximal die Hälfte der Story. Außerdem bezieht sich Ichis zweiter Auftritt in erheblichem Maße auf das Hauptreihen-Spin-off Like a Dragon: The Man Who Erased His Name. Im Idealfall habt ihr also beide Titel bereits gezockt oder euch zumindest Videos davon zu Gemüte geführt.

Die Macht von Social Media

Eigentlich läuft das Leben von Ichiban Kasuga richtig gut. Nach den traumatischen Ereignissen des ersten Teils hat er sich gefangen, einen Job bei Hello Work gefunden und gehört zu den beliebtesten Personen in Isezaki Ijincho. Als Wiedergutmachung für die Fehler in seiner Vergangenheit verschafft er Yakuza-Aussteigern im Namen seines verstorbenen Bosses Arakawa eine ehrliche Arbeit. Sogar mit seinen alten Mitstreitern Yu Nanba, Koichi Adachi und Saeko Mukoda pflegt er unregelmäßigen Kontakt.

Doch natürlich währt der Frieden nicht lange. Ichiban versemmelt nicht nur ein Date ganz massiv, zu allem Überfluss sorgen gestellte Videos auf Social Media für seine Entlassung. Bevor sich unser Held aber in seinem Elend suhlen kann, tritt eine Person aus seiner Vergangenheit mit einem unerwarteten Auftrag an ihn heran: Er soll eine wichtige und lange totgeglaubte Person auf Hawaii ausfindig machen. Also macht sich Ichiban auf und verlässt das erste Mal in seinem Leben Japan.

Das Inselparadies mag eine malerische Kulisse bieten, doch die verbirgt allerhand düstere Machenschaften. Unter anderem treiben hier Obdachlose und Splittergruppen diverser Mafias ihr Unwesen. Stellvertretend und symptomatisch dafür steht der Umstand, dass ihr auf Kazuma Kiryu trefft. Aus Spoilergründen spare ich an dieser Stelle aus, wen ihr genau sucht und warum sich Kiryu auf Hawaii herumtreibt. Serientypisch erwarten euch aber haufenweise Wendungen, Verstrickungen diverser Schicksale und emotionale Enthüllungen – einige davon sah ich nicht im Ansatz kommen.

In den Grundzügen erzählt Like a Dragon: Infinite Wealth weniger eine klassische Gangstergeschichte, sondern vielmehr ein modernes Drama. Ichiban und seine wechselnden Begleiter zeigen sich an vielen Stellen verletzlich. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen und berichten nach und nach von ihrer Vergangenheit, was sie nahbarer macht und eine richtige Bindung zu ihnen ermöglicht. Ihr entfernt euch immer weiter davon, einen Teil der Truppe zu spielen, sondern fühlt euch tatsächlich wie ein vollwertiges Mitglied.

Sowohl Hawaii als auch Yokohama setzte das Ryu Ga Gotoku Studio glaubhaft um. Auch die Atmosphäre der Orte wurde super eingefangen. Wenn der Sonnenuntergang durch die Palmen am Stand scheint, lädt das zum Verweilen und Radiohören ein. Mir erschließt sich aber nicht, warum die Entwickler eine Radiosendung nicht mit Untertiteln versehen haben. Denn besonders authentisch läuft Like a Dragon: Infinite Wealth natürlich erst ab, stellt ihr die Sprachausgabe auf Japanisch. Allerdings reizt der Titel die „Suspension of Disbelief“ teils schon sehr aus. Zu Beginn rennt Ichiban regelmäßig gegen die Sprachbarriere, denn die Bewohner von Hawaii sprechen schließlich Englisch. Doch ab einem gewissen Punkt scheint es, als würde jeder halbwegs wichtige NPC des Japanischen mächtig sein.

Ablenkung vom Gangster-Alltag

Die Suche nach verschollenen Personen laugt aus, deshalb steht regelmäßig Ablenkung auf dem Programm. Die Minispiele sind fester Bestandteil der Yakuza-Titel und stehen im krassen Gegensatz zur ernsten Hauptstory, aber genau diese Auflockerung und Unbeschwertheit ist dringend nötig. Durchgehend nur am Anschlag zu agieren, würde zu stark stressen. Außerdem lässt sich ein gewisser Charme der ganzen durchgeknallten Ideen nicht verleugnen.

Natürlich darf Karaoke nicht fehlen, eine absolute Instanz in der Yakuza-Reihe. Auf dem Sattel eines Fahrrads fahrt ihr in Crazy-Taxi-Manier Essenslieferungen aus, versucht euch beim Online-Dating und zockt an Arcade-Automaten SEGA-Klassiker wie Bass Fishing. Doch abseits der kleineren Minispiele ließ sich das Ryu Ga Gotoku Studio noch haufenweise weitere Nebenaktivitäten einfallen. So haut man euch die vermutlich umfangreichsten Möglichkeiten der Seriengeschichte um die Ohren.

Beispielsweise sammelt ihr wieder die Sujimon für euer Kompendium. Es handelt sich allerdings nicht um tatsächliche Monster – so nennt das Spiel die menschlichen Gegnertypen. Nun dürft ihr eure Tanz-Diktatoren und Erpresser-Dämonen auch in eigenen Kämpfen gegeneinander antreten lassen. Das erinnert nicht nur entfernt an Pokémon und setzt euch sogar eine eigene Liga vor, an deren Ende „Die Fiesen Vier“ warten. In ganz Honolulu stehen Trainer herum und weil die Sujimon-Kämpfe nicht allzu komplex ausfallen, sind sie perfekt für das schnelle Duell zwischen zwei Hauptquests.

Die Sujimon-Liga fällt schon enorm umfangreich aus. Aber Dondoko Island hätte Ryu Ga Gotoku ohne Probleme als eigenes Spiel auskoppeln können. Im Verlauf der Hauptstory verschlägt es euch auf diese heruntergekommene Insel, die von alten Maskottchen, einem verzweifelten Manager und jeder Menge Müll bevölkert wird. Euer Ziel lautet ganz simpel, alles wieder auf Vordermann zu bringen. Dazu verprügelt ihr Piraten, sammelt Ressourcen und räumt Gebiete frei, um eigene Gebäude und Touristenattraktionen aufzustellen. Diese Mischung aus Stardew Valley und Animal Crossing kostete mich im Testzeitraum bereits viel zu viele Stunden – und ich bin noch lange nicht fertig.

Im Gegensatz zu diesen wenig Story-getriebenen Aktivitäten erzählen die traditionellen Zufallsbegegnungen richtige Geschichten. Sie reichen von belanglosen Kamellen hin zu mehrstufigen und emotionalen Erzählungen. Mein liebstes Erlebnis handelt von einem alten Mann, der sämtliche Eisdielen von Honolulu abklappert, sich dort Crushed Ice ordert und es über sich in die Luft schleudert. Hinter diesem vermeintlichen Wahnsinn verbirgt sich jedoch weitaus mehr. Lasst mich so viel sagen: Am Ende verdrückte ich tatsächlich eine kleine Träne.

Beruf: Fressen polieren

Bekanntermaßen tauschte Yakuza: Like a Dragon das Echtzeit-Kampfsystem gegen eine traditionelle rundenbasierte Mechanik aus. Infinite Wealth greift diese auf und erweitert sie in sinnvollen Punkten, wodurch die Kloppereien sich noch schneller und dynamischer anfühlen. Einen immensen Anteil daran hat die Möglichkeit, euren aktuell aktiven Charakter innerhalb eines gewissen Radius direkt zu steuern. So platziert ihr eure Kämpfer und Kämpferinnen taktisch clever, attackiert Feinde von hinten oder schleudert sie in eure Verbündeten, was Folgeangriffe ermöglicht.

Die Hype-Anzeige hingegen füllt sich mit gelandeten Treffern und erlaubt wuchtige Tag-Team-Attacken, bei denen sich zwei Charaktere zusammentun und einen mächtigen Angriff entfesseln. Trotz des realistischen Settings warten sämtliche Angriffe mit knalligen Partikeleffekten auf. Dank Autobatterien und Kokosnüssen verursacht ihr zudem Lähmungen oder heilt euer Team. Diese magischen Einlagen erklärt auch Like a Dragon: Infinite Wealth mit Ichibans blühender Fantasie – ein charmanter Weg, dem Geschehen mehr Pep zu verleihen.

Eine bekannte Genre-Krankheit umgeht das JRPG leider nicht komplett: den Grind. Prügelt ihr euch regelmäßig mit Passanten und wagt auch mal den Schritt in die Untergrund-Dungeons, solltet ihr keine großen Probleme haben. Doch steht für euch die Hauptstory im Vordergrund, lauft ihr früher oder später gegen eine Wand und müsst zwangsweise eure Figuren verbessern. Immerhin weist euch Infinite Wealth an wichtigen Stellen darauf hin, welche Charakterlevel und Ausrüstungsstufen empfohlen sind.

Was in anderen Rollenspielen die Klassen sind, das nennen die Entwicklerinnen und Entwickler hier Jobs. Wenn ihr in einem Tourismus-Büro Aktivitäten bucht, kommt euren Charakteren ein Geistesblitz und sie überlegen sich einen neuen Kampfstil. Magier oder Krieger sucht ihr aber vergebens, stattdessen gibt es Hula-Tänzerinnen, Helden und Taxifahrer. Hinter diesen abgedrehten Aufgaben verbergen sich letztlich Unterstützer, Nahkämpfer oder auch Beschwörer.

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Entsprechend seltsam fallen auch die Waffen und Ausrüstungsgegenstände aus. Ihr nutzt gigantische Massagestäbe, Rumba-Rasseln, Surfbretter und weitere unkonventionelle Prügel, die ihr in der Werkstatt aufwerten und mit Elementar-Elementen versehen könnt. Upgrade-Materialien winken als Belohnungen; alternativ erhaltet ihr sie von NPCs, indem ihr euch mit ihnen anfreundet. Grüßt sie einfach per Tastendruck mit einem freundlichen „Aloha“.

Beste Freunde für immer

Mehr als zuvor steht die Bindung eurer Party-Mitglieder im Fokus. Durch Kämpfe erhöht sich ihre Zuneigung untereinander. Außerdem findet ihr immer wieder optionale Dialogpunkte in der Welt. Hört ihr euch die Ausführungen der Charaktere an, füllt ihr ein Feld auf einer speziellen Bingo-Karte aus. Für vier Punkte erhaltet ihr einen großen Boost.

Like a Dragon: Infinite Wealth - Video zeigt die Eröffnungssequenz

In Kürze ist Like a Dragon: Infinite Wealth zu haben; vorab könnt ihr euch hier die Eröffnungssequenz bereits im Video ansehen.

Bei genügend Bindung dürft euch sogar auf einen Drink in der Bar treffen. Hier schütten euch die Freunde richtiggehend ihr Herz aus – das fördert spannende Geschichten und Details aus ihrer Vergangenheit zutage. Gelegentlich eröffnen sich euch verschiedene Dialog-Optionen, die Ichibans Werte wie Entschlossenheit und Charme steigern, was in gewissen Nebenmissionen weiterhilft. Zudem sind die Tag-Team-Angriffe erst bei genügend Bindung zu euren Freunden und Freundinnen möglich.

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