Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Maskmaker : Charmant pfiffiges VR-Abenteuer

  • PC
  • PS4
Von  |  |  | Kommentieren

Mit A Fisherman‘s Tale veröffentlichten die französischen Entwickler von Innerspace vor etwa zwei Jahren ein zauberhaftes VR-Märchen, das mit einer pfiffigen Rätselmechanik ausgestattet, aber mit zwei bis drei Stunden Spielzeit etwas kurz geraten war und wie viele Virtual-Reality-Spiele jener Zeit gewissermaßen eher wie ein kreatives Experiment denn ein ausgewachsenes Spiel wirkte. Ihr zweites Werk Maskmaker ist nun um ein paar Dimensionen größer angelegt und abermals ein liebevoll gewitztes Rätselspiel geworden.

Ein Flugblatt mit der Aufschrift „Lehrling gesucht“ führt euch in eine abgelegene Gasse zum Laden eines alten Maskenmachers. Seit Generationen werden hier kunstvolle Masken für den Karneval gefertigt, prächtig verziert und filigran gearbeitet. Doch vom Meister fehlt jede Spur. Stattdessen reden geisterhafte Stimmen auf euch ein, geleiten euch in die geheime Werkstatt und weihen euch in die mystischen Kräfte des Maskenbaus ein.

Denn die magischen Masken, die hier angefertigt werden, sind dazu in der Lage, euch in ferne Welten zu versetzen. Hier benötigt ein König eure Hilfe, um sein Reich wieder zu neuer Blüte zu führen. Also bereist ihr fortan die verschiedenen Welten, löst Rätsel, um so an immer neue Materialien und Baupläne zu gelangen, mit denen sich wiederum neue und immer aufwändigere Masken herstellen lassen und ihr euch damit nach und nach immer mehr Regionen des Reiches erschließt: eine tropische Insel, einen Sumpf, eine finstere Mine, ein verschneites Bergdorf oder eine fantasievoll gestaltete Baumhaus-Enklave, als hätten sie die Ewoks gebaut.

Myst-ischer Maskenball

Das Bereisen einsamer Welten, pfiffige Knobeleien und eine Hintergrundgeschichte, in der lange Zeit unklar bleibt, welche Mächte mit welchen Interessen an euch zerren: in seinen Grundzügen erinnert Vieles an Maskmaker an den Adventure-Klassiker Myst – nur eben in VR und deutlich weniger spröde.

Die Rätsel von Maskmaker sind nicht sonderlich schwer, angenehm abwechslungsreich und vor allem in eine sinnvolle Lernkurve eingebettet. Da müsst ihr ein Fläschchen Unkrautvernichter zusammenbrauen, um die Pilzflechten aus dem Weg zu räumen, die euch selbigen versperren, die Brücken im Gebirgsdorf herauf und herunter lassen, sodass ein verirrtes Schaf zu seiner Herde zurückfindet, oder die Schleusen eines Aquädukts im Wüstendorf so öffnen und schließen, dass das Wasser von der Oase wieder zum ausgetrockneten Fluss fließt.

Wann immer ich dennoch mal für ein paar Augenblicke auf dem Schlauch stand, dann zumeist weil ich nicht aufmerksam genug die Umgebung in Augenschein genommen und die bisweilen etwas unauffällig kleinteiligen Zutaten für neue Masken in den Details der Spielwelt übersehen hatte. Das Angenehme in solchen Fällen ist aber, dass Maskmaker bis zu einem gewissen Grad nicht-linear strukturiert ist, und ihr in der Zwischenzeit in einer der anderen Welten weitertüfteln könnt, wenn ihr nicht weiterwisst, bis der Knoten im Gehirn geplatzt ist. Um euch zwischen den Welten hin und her zu teleportieren, müsst ihr einfach nur die aktuelle Maske ab- und eine andere aufsetzen.

Diese Kernmechanik dürfte einst die Initialzündung der Entwickler zur Ausgangsidee ihres Spiels gebildet haben, weil sie voll und ganz in der VR-Erfahrung aufgeht: Per simplem Handgriff nehmt ihr eure Maske vom Gesicht und legt euch eine andere an, wodurch ihr augenblicklich an den entsprechenden Ort versetzt werdet. Dass dies sogar ohne Ladezeiten – selbst auf der Playstation 4 – vonstatten geht, macht den Effekt umso eindrucksvoller und darf durchaus als kleine programmiertechnische Meisterleistung für ein derartig kleines Spieleprojekt lobend hervorgehoben werden, bei deren Optimierung für gewöhnlich Nebensächlichkeiten wie die Ladezeiten als erstes unter den Tisch fallen.

>> Der Quasi-Vorgänger: A Fisherman's Tale im Test <<

Auch das Anfertigen der Masken mithilfe der mannigfaltigen Werkzeuge der Maskenwerkstatt bildet ein VR-Erlebnis durch und durch: Zunächst erstellt ihr wie ein Bildhauer mit Hammer und Meißel eine Passform, bringt anschließend die verschiedenen Verzierungen wie Muscheln und Blüten, die ihr in den verschiedenen Spielwelten gesammelt habt, an den passenden Stellen an und bemalt sie im späteren Spielverlauf gar mit dem Pinsel in filigraner Handarbeit mit farbenfrohen Mustern. (Keine Angst, das artet nicht in frickeliger Bastelei aus, sondern geht ganz simpel von der Hand.)

Maskmaker - Launch-Trailer

Pünklich zum Release von Maskmaker ist der Launch-Trailer zum VR-Spiel veröffentlich worden.

Abseits dessen lässt das Spiel die für VR-Titel typischen Aha-Momente über weite Strecken etwas vermissen. So abwechslungsreich und im Vergleich zu seinem Quasi-Vorgänger aufwändig die einzelnen Spielwelten gestaltet sein mögen, so stilistisch simpel muten sie doch im Kontext vergleichbarer Indie-Spiele ohne VR-Unterstützung an. Auch die Rätsel sind bei allem Unterhaltungswert weit entfernt davon, unter Genialitätsverdacht gestellt zu werden, und die Geschichte liefert zwar ein charmantes Grundgerüst für die Knobeleien, bildet aber weitestgehend eher ein redselig-banales Hintergrundrauschen aus dem Off denn einen unwiderstehlichen Sog, der den Spieler hypnotisch durch das Abenteuer reißt.

Maskmaker ist beileibe kein Spiel, das man unbedingt gespielt haben muss, aber auch mitnichten eins, dessen vergnügliche knapp sechs Stunden man für erschwingliche 20 Euro bereuen würde.

Kommentarezum Artikel