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Special - Suisse Toy 2009: Jugendschutzdiskussion : Einigkeit in einer meist sachlichen Diskussion

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    Von Störchen, Empfehlungslisten und der PEGI

    Unterhaltsam, aber auch mitunter polemisch fiel der Vortrag von Herbert Rosenstingl aus Österreich aus. Der Leiter der Bundesstelle für die Positivprädikation von Computer- und Videospielen im Bundesamt für Gesundheit, Jugend und Familie sprach über den Jugendschutz in Österreich. Rosenstingl nahm eine sehr positive Haltung gegenüber Videospielen ein. Er zeigte anhand einer absurden Woher-kommen-die-Babys-Statistik mit Storchpopulation und Bevölkerungszahlen einzelner Länder die inkonsequente Pars-pro-toto-Diskussion in der Öffentlichkeit, was Gewaltspiele angeht. Solch eine Haltung sei ein "epic fail", wie E-Sportler sagen würden.

    Rosenstingl lässt im Rahmen der BuPP.at alle zwei Wochen ein Gremium aus Jugendlichen die neuesten Videospiele beurteilen. Daraus folgen Empfehlungslisten. Seiner Meinung nach sei es kontraproduktiv, dass Eltern Videospiele verbieten. Vielmehr sollen sie anhand von Empfehlungen ruhigen Gewissens besonders konstruktive Titel einkaufen gehen. Spiele, die etwa die Kommunikation fördern. Rosenstingl nannte zum Beispiel Counter-Strike und verwies auf die Game City - ein regelmäßig stattfindendes Videospiele-Event im Wiener Rathaus, bei dem die Jugendlichen neue Spiele antesten können, aber auch Expertenreferate gehalten werden und ein Austausch mit Politikern stattfindet. Überhaupt hatte man den Eindruck, dass in Österreich mit dem Thema Videospiele viel konstruktiver umgegangen wird als in der Schweiz. Das zeigte schon, dass Rosenstingls Bundesstelle eine behördliche Einrichtung ist.

    Rosenstingl plädierte nicht zuletzt für einen verbesserten, verständlicheren und internationalen Jugendschutz. Etwas, zu dem wahrscheinlich immer mehr das PEGI-System beitragen wird. Das europäische Rating-System kommt in über 30 Ländern zum Einsatz -auch in der Schweiz. Allerdings ist im Alpenland die PEGI nicht gesetzlich verankert. Doch auch das kommt in vielen Ländern Schritt für Schritt. Über die PEGI informierte Jürgen Bänsch der ISFE. Er verwies darauf, dass die PEGI nach einer Überarbeitung weit strenger und unabhängiger geworden sei, darüber hinaus stehe Online-Gaming nun ebenfalls im Fokus der Ratings.

    Mehr Gesetze, mehr Selbstregulierung

    In der Schweiz will vor allem die Videospielbranche die PEGI gesetzlich verankern. Das geht allerdings zurzeit nur kantonal, nicht auf nationaler Ebene. Eine Vorreiterrolle nehmen dabei die beiden Halbkantone Basel-Stadt und Basel-Land ein. Zu der Thematik äußerte sich Ludwig Gärtner. Der Vertreter des Schweizer Bundesamts für Sozialversicherungen hat die Aufgabe, bis zum Frühjahr 2010 ein Konzept vorzulegen, wie Industrie, Forschung und Gesellschaft einen tragfähigen Medienjugendschutz in der Schweiz realisieren können. Gelinge ihm das nicht, so drohte der Bundesrat, werde es konsequente Maßnahmen gegen Videospiele und andere gewalthaltige Medien geben. Im persönlichen Gespräch mit Gärtner erklärte er uns, dass der Bundesrat aufgrund des Drucks von der Straße bei einem Scheitern des Projekts gar nicht anders könne, als Verbote auszusprechen.

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