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Special - Suisse Toy 2009: Jugendschutzdiskussion : Einigkeit in einer meist sachlichen Diskussion

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    Erstmals im Rahmen der Suisse Toy lud der Schweizer Videospieleverband zu einer Veranstaltung rund um die Themen Games und Jugendschutz ein.

    „Banalität des Bösen"

    „Es ist die ‚Banalität des Bösen', die ich hier erlebe." Mit diesen harten Worten und dem berühmten Zitat Anne Franks brachte Ursula Brunner, Pazifistin, Mutter, Initiantin eines Verbots gegen „Killerspiele" und Co-Präsidentin der Vereinigung gegen Gewalt, etwas hilflos zum Ausdruck, was viele Menschen nach wie vor über die Themen Videospiele, Gewalt, Jugend und Konsorten denken. Sie erzählte von ihrer Putzfrau, die ihr eindringlich riet, in der Informations- und Diskussionsveranstaltung der Swiss Interactive Entertainment Association zu sagen, man soll doch bitte all diese Titel sofort verbieten; sie komme mit ihrem aggressiven und spielesüchtigen Sohn einfach nicht mehr zurecht. Frau Brunner hatte einen schweren Stand. Sie vertrat in der Expertendiskussionsrunde im Anschluss an fünf Fachreferate die Position der absoluten Videospielgegnerin - auf verlorenem Posten. Nahmen alle anderen geladenen Gäste doch mehr oder weniger dezidiert eine differenziertere Haltung gegenüber Videospielen ein, die Gewalt als Inhalt bieten.

    Begrüßt wurden die Zuhörer in der neuen Lounge der E-Games anlässlich der Suisse Toy 2009 von Peter Züger, seines Zeichens Präsident der Swiss Interactive Entertainment Association (SIEA). Das Thema des Abends: Wie viel und welchen Jugendschutz benötigen wir? Natürlich standen dabei die Videospiele und vor allem die sogenannten Killerspiele im Vordergrund. Ein logischer Schritt, sind die Videospiele doch im Zusammenhang mit Jugendgewalt zurzeit wieder einmal vermehrt negativ im Fokus der Öffentlichkeit.

    Videospiele als Gewaltauslöser: 2,3 Prozent

    Der erste Referent des Abends war Dr. Wassilis Cassis, der bekannte Professor der Erziehungswissenschaften aus Osnabrück. Er warf einen wissenschaftlich-empirischen Blick auf das Thema. Der Wissenschaftler, Jugendgewaltexperte und Familienvater ging vor allem der Frage nach, weshalb Jugendliche - weitgehend männliche Jugendliche - Gewalt ausüben. Seinen Forschungen zufolge (die von anderen Studien mittlerweile gestützt werden) beträgt der Anteil an Videospielen als Faktor für Gewalt gerade einmal 2,3 Prozent. Weit gewichtigere Gründe sind Erniedrigungen durch Lehrpersonen, Gewalt in der Familie, Alkohol und illegale Drogen.

    Cassis betonte mehrmals, dass er als Vater die Sache etwas anders sehe, als es die empirischen Ergebnisse nahe legen, und er der Meinung sei, die Eltern sollen ihren Kindern privat mehr verbieten. Außerdem brauche die Welt wahrlich keine gewaltbelasteten Spiele. Cassis meinte aber auch, dass der Schwerpunkt der Gewaltprävention nicht ständig auf den vergleichsweise vernachlässigbaren zwei Prozent, sondern auf den gravierenderen Faktoren für Jugendgewalt liegen solle. Der Kampf gegen Videospiele sei vielmehr eine Substitutionsaktion, ein Aktionismus, um die wirklich schwierigen Probleme rund um gewalttätige Jungen nicht stärker anpacken zu müssen.

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