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Special - Cybermobbing - Gastbeitrag : Altes Problem, neuer Name

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Ohne den Akt des Mobbings würde das alles entfallen und möglicherweise hätte man am Ende einen Menschen, der sozusagen absolut konfliktscheu durch das Leben wandert, weil er schon beim kleinsten Einwand die Flucht ergreift. Ich möchte nur sagen: Mobbing erfüllt eine soziale Funktion. Wir können und dürfen nicht alle Probleme unserer Kinder in ihrem Namen lösen. Wenn Mobbing im Wortsinn allerdings Existenzen bedroht, müssen wir eingreifen und steuern. Wer keine Fehler macht, kann niemals etwas lernen und Mobbing ist falsch!

Entscheidend ist, dass Mobbing-Opfer entsprechend gecoacht werden, anstatt Gefahrenansprachen innerhalb von Gruppen abzuhalten, die das Opfer noch mehr an den Rand der Gruppe drängen. Bei mir war es damals, absolut unbewusst, ein Klassenkamerad, der mir beigebracht hat schlagfertig zu sein und der mich auf Dinge aufmerksam gemacht hat, die ich selbst gar nicht gemerkt hatte. Zum Beispiel hatte ich die unangenehme Eigenschaft, jederzeit zu reden, statt einfach mal die Fresse zu halten.

Anstatt mir meine Fehler aufzuzeigen, wurde ich gemieden, weil, und das trifft heutzutage traurigerweise auf unsere Gesellschaft zu, keiner den Arsch in der Hose hatte, es anzusprechen. Wegsehen, meiden ist so viel einfacher, als sich mit einem Problem auseinanderzusetzen. Wenn uns jemand ungerecht behandelt, klären wir das nicht, sondern neigen dazu, an anderer Stelle darüber zu lästern und zu klagen. Wenn wir dann hintenrum zuschlagen, machen wir die Situation nur noch schlimmer und befinden uns in der Mobbing-Abwärtsspirale.

Cybermobbing ist nichts Neues und Jugendliche sind heute nicht grausamer als früher.

Die Menschen neigen dazu, etwas Altem einen neuen Namen zu geben, weil es dann besser klingt oder wichtiger oder was auch immer. Cybermobbing ist nichts anderes als Mobbing, nur dass es in den virtuellen Raum verlagert wird. Ich hasse dieses Wort übrigens: virtuell. Wenn ich im Internet gedemütigt werde, ist das total real, und wenn ich mit einem Freund aus England skype, ist daran auch nichts virtuell. Wenn ich meine reale Lebenszeit virtuell verbringe, ist das auch immer noch real. Mein Eindruck ist, dass Pädagogen gerne Wörter verwenden, deren Wortsinn sie nie nachgeschlagen haben, um Probleme zu benennen, die sie nicht verstehen, aber als Tagesordnungspunkt auf irgendeine Projektagenda setzen.

Jugendliche verbringen ihre Freizeit heute auch nicht "virtueller" als damals und sie ticken auch nicht anders als wir früher. Sie haben den gleichen Mist im Kopf, die gleichen Träume, Ängste und Gefühle. Sie haben nur mehr Möglichkeiten und sind mit der Fülle an Möglichkeiten überfordert, so wie ein Kind, das tausend Geschenke zum Geburtstag bekommt. Entscheidend ist, dass der Umgang mit den neuen Medien erlernt wird. Wenn mein Kind etwas Heißes in den Mund nimmt und sich die Zunge verbrennt, wird es in Zukunft etwas besser aufpassen. Wenn die Schülerin gewusst hätte, dass sie sich strafbar macht und ein Leben zerstört, dann hätte sie das sicher nicht getan.

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