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Test - Assassin's Creed: Rogue Remastered : Stimmt, das gab's ja auch noch

  • PC
  • PS4
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Assassin's Creed: Rogue erschien vor drei Jahren für PS3 und Xbox 360 zu einer Zeit, als die Serie parallel dazu mit Unity bereits den Schritt in die damals noch als „Next Gen“ bezeichnete Konsolengeneration vollzog. Unterdessen hat sich viel getan im Universum von Assassinen und Templern: Nach dem wenig geliebten Assassin's Creed: Syndicate nahm sich die Serie eine kreative Auszeit, um dann im letzten Jahr mit Origins eine spektakuläre Wiederauferstehung zu feiern. Jetzt kommt Rogue als Remastered-Version für PS4 und Xbox One.

Assassin's Creed: Rogue schließt inhaltlich an die beiden Vorgänger Assassin's Creed III und IV an und bildet in diesem Sinne den Abschluss der von Fans auch als „Amerika-Trilogie“ bezeichneten Phase der Reihe. Entsprechend greift es Handlungsfäden aus den beiden Teilen auf und führt diese zu einem Ende. Ihr übernehmt die Rolle des Assassinen Shay Patrick Cormac, der sich im Dienste der Bruderschaft auf die Suche nach den mächtigen Artefakten der Alien-Vorväter begibt, dabei aber zunehmend an den Motiven und Idealen des Attentäterordens zu zweifeln beginnt.

Als er unfreiwillig die Zerstörung einer ganzen Stadt verschuldet und erlebt, mit welch verächtlicher Selbstherrlichkeit die Bruderschaft den Tod Tausender Menschen für ihre Zwecke billigend in Kauf nimmt, sagt er sich von ihr los und wechselt gar auf die Seiten ihres Erzfeindes, der Templer.

Wer sich jedoch von Rogue auf diese Weise interessante Einblicke in die Organisation und Herrschaftsstrukturen des geheimnisumwobenen Templerordens oder eine philosophische Abrechnung mit dem zynischen Weltbild der Assassinen verspricht, dürfte vermutlich leicht enttäuscht werden. Gäbe es diese eine Szene nicht, in der Shay in einem Aufnahmeritual die Seiten wechselt, das umgekehrte Vorzeichen in der Gleichung von Assassin's Creed: Rogue wäre kaum als solches wahrnehmbar. In Handlung und Ablauf entspricht das Spiel nämlich weitestgehend der Formel seiner Vorgänger, namentlich insbesondere Assassin's Creed IV: Black Flag.

Hinter dir! Ein eineiiger Zwilling!

Bei seinem Erscheinen war Assassin's Creed IV: Black Flag das (neben Brotherhood) zweifellos beste Spiel der Reihe. Folgerichtig kann Rogue als dessen zweieiiger Zwilling kaum nennenswert schlechter sein. Im Jahr des eher unausgegorenen Unity stand das Last-Gen-Assassin's-Creed dadurch sogar als das bessere Spiel da – was weniger an seiner eigenen Klasse, sondern vielmehr an der überragenden Qualität seiner Kopiervorlage lag. Denn sowohl inhaltlich als auch optisch glichen sich Rogue und Black Flag wie Original und Durchschlag.

Assassin's Creed Rogue ist Unterhaltung in standesgemäßer Routine und maßloser Gigantomanie. Die Spielwelt ist einmal mehr ein in uferloser Fleißarbeit erstellter Spielplatz der Möglichkeiten und Betätigungen, die jedoch auch, wie damals in der Serie üblich, übertrieben viele und spielerisch weitgehend sinnlose Sammelobjekte mit einschließen.

Auch abgesehen davon platzt Rogue aus allen Nähten mit dem, was Black Flag schon zum bis dato besten Spiel der Serie gemacht hat: Festungen erobern, Schiffe entern, Lager plündern, die Mannschaft aufpäppeln, Türme erklimmen, Schätze ausgraben, Immobilien verwalten. Und natürlich den wundervoll sehnsüchtigen Seemansliedern lauschen. Vor allem die spektakulären Seeschlachten sind nach wie vor einfach nur sensationell und die zahlreichen Schleichgebiete eine respekteinflößende Demonstration ausgefuchsten Gamedesigns. Nicht zu vergessen die einmal mehr in bewundernswerter Fleißarbeit recherchierte Geschichte zwischen Fiktion und verbriefter Historie, diesmal mit Gastauftritten von Persönlichkeiten wie George Washington, Benjamin Franklin und als netter Fan-Service auch einigen Weggefährten aus den beiden Vorgängern.

Darüber hinaus sind spielerische Änderungen zu Black Flag vermutlich selbst unter dem Elektronenmikroskop kaum wahrnehmbar, was seinerzeit die Existenzberechtigung von Rogue ernsthaft infrage stellte. Wer bereits Stunden um Stunden im Vorgänger verbracht hatte, dürfte kaum Lust darauf verspürt haben, ein Jahr später exakt das Gleiche nochmal durchleben zu müssen.

Zumal Rogue auch optisch die Bestandteile seiner Vorlage zweitverwertet und lediglich neu arrangiert: Palmen, Steine, Küsten, Häuser, Plantagen, Türme ... An jeder Ecke lauern die Déjà-Vu-Erlebnisse wie die Pfütze am Murmeltiertag. Selbst die verschneiten Gegenden des Nordatlantiks, die eigentlich einen Kontrapunkt zu den tropischen Inseln der Karibik von Black Flag setzen sollen, kennt man bereits aus Assassin's Creed III, dessen New York ebenfalls eine Wiederauferstehung erfährt.

Taugt das heute noch?

Ließe sich Assassin's Creed: Rogue damit als zwar gutes, wenn nicht gar sehr gutes, aber insgesamt doch ziemlich überflüssiges Spiel abhaken, muss es heute in einen neuen Kontext eingeordnet werden. Denn Black Flag liegt nun schon eine ganze Weile zurück. Angesichts dieser Tatsache verstummt das Totschlagargument, Rogue sei nicht mehr als dessen lustloses Echo, die Content-Endlosschleife wie von einer hängenden Schallplatte. Wer den Vorgänger seinerzeit gerne gespielt und mittlerweile wieder Lust darauf bekommen hat, macht mit Rogue nicht sonderlich viel falsch.

Zumal er sich mit dem Remaster auf eine kleine Zeitreise in die Geschichte der Assassin's-Creed-Reihe begibt. Nachdem Origins der Serie gerade erst etliche Zöpfe abgeschnitten hat, die ihr im Laufe der Jahre über den Kopf gewachsen waren, führt Rogue mit geballter Wucht nochmal vor Augen, wie tiefgreifend der damit vollzogene Bruch in der Serienkontinuität war, wie stark Ubisoft dieses gigantomanische Knäuel aus verschiedensten mal mehr, mal weniger ineinandergreifender Spielsysteme damit entschlackte.

Assassin's Creed: Rogue Remastered - Announcement Teaser Trailer
Ubisoft hat Nägel mit Köpfen gemacht und das Remaster von Assassin's Creed: Rogue nach vorherigen Gerüchten nun offiziell bestätigt.

Daran muss man sich als Origins-Spieler auch erstmal wieder eine ganze Weile gewöhnen. Dass man etwa nicht mehr an jeder Wand und an jeder Klippe hochklettern kann, wie man möchte, sondern nur an den durch Vorsprünge markierten Stellen oder windschiefen Baumstämmen, wirkt zunächst nervend, zwingt aber schließlich auf angenehme Weise dazu, sich mit der Spielwelt aufmerksamer zu beschäftigen. Ich hätte nie gedacht, das eines Tages tatsächlich zu sagen: aber zumindest in dieser Hinsicht, waren die alten Assassin's-Creed-Teile anspruchsvoller als der neue.

Einen ähnlich befremdlichen Eindruck macht zunächst die alte Steuerung: Dass man zum Rennen und Klettern stets die Schultertaste gedrückt halten muss, wirkt im Rückblick nahezu antiquiert – auch unter dem Eindruck ähnlicher moderner Open-World-Spiele wie Horizon: Zero Dawn oder Mittelerde, die den heute zum Standard gewordenen Komfort maßgeblich mitgeprägt haben. Einher geht damit nämlich auch das glücklicherweise fast schon in Vergessenheit geratene ständige Abprallen von Wänden, an denen man wider Erwarten doch nicht hochklettern kann, oder das nervende Gezuckel, weil Shay den zu erklimmenden Baumstumpf nicht passgenau trifft oder sich lieber auf die Schatzkiste stellt, statt sie zu öffnen.

Grafisch holte Rogue seinerzeit alles aus der alten Konsolengeneration heraus, was es dort noch irgendwie zu holen gab. Das kann sich in der leicht aufgepeppten Remaster-Version auf PS4 und Xbox One immer noch sehen lassen, ist aber nichtsdestotrotz meilenweit entfernt von der optischen Opulenz eines Assassin's Creed Origins.

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