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Test - MotoGP 20 : Wer war eigentlich Valentino Rossi?

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Auch die MotoGP ist aktuell vom Verbot von Großveranstaltungen betroffen. Ein Glück, dass es Videospiele gibt. Seit 2013 veröffentlicht der italienische Entwickler Milestone regelmäßig die Simulation zur Königsklasse des Motorradrennsports. MotoGP 20 bildet den Rennsportzirkus gut ab, auch wenn es sich bisweilen etwas spröde präsentiert.

Grundsätzlich würde ich schon von mir behaupten, dass ich durchaus Erfahrungen mit Rennsimulationen habe. Egal ob die ersten Gran-Turismo-Teile, später dann Forza Motorsport oder Project Cars: anspruchsvoller virtueller Motorsport ist durchaus etwas, woran ich Freude finde. Allerdings fühlte ich mich bisher immer nur auf vier Reifen wirklich heimisch. MotoGP 20 zeigt aber, dass die Raserei auf zwei Rädern ebenfalls ansprechend sein kann.

Ab auf die Karriereleiter

Die eigene MotoGP-Karriere bildet das Herzstück von MotoGP 20. Zwar etwas dröge präsentiert, bietet dieser Modus jedoch einige interessante Elemente, die ein klassisches Rennwochenende clever aufwerten. Ihr erstellt euch zuallererst einen eigenen Fahrer und heuert bei einem Rennstall an. Dieser stellt unterschiedliche Anforderungen an euch. Bessere Teams wollen natürlich, dass ihr im Fahrerfeld weiter vorne abschneidet. Dafür fällt dann auch euer Gehalt lukrativer aus. Ihr könnt direkt in der MotoGP starten oder euch von der Moto2 oder Moto3 nach oben kämpfen. Alternativ bietet euch das Spiel die Möglichkeit, ein komplett eigenes Team aus dem Boden zu stampfen.

Ihr dürft einen Manager einstellen, der je nach Know-how mit der Zeit bessere Deals an Land zieht. Ihr entscheidet aber auch, welche Techniker für euch arbeiten. Die sind wichtig, da ihr über die Saison hinweg kontinuierlich an eurem Bike tüftelt und bessere Komponenten freischaltet.

Für die Forschung braucht ihr wiederum spezielle Entwicklungspunkte. Die verdient ihr, wenn ihr Tests durchführt. Dafür bieten sich die freien Trainings an. Alternativ stehen euch im Winter oder in der Mitte der Saison zwei Zeiträume dafür zur Verfügung. Auch wenn die Vielfalt dieser Tests limitiert ist, gewinnen die Trainings dadurch deutlich an Bedeutung, was mir gefällt. Anstatt einfach zum Qualifying oder sogar Rennen zu springen, nutze ich regelmäßig das komplette Rennwochenende, damit ich meine Rennmaschine weiter verbessern kann.

Auch cool: ihr könnt euren Techniker um Rat bitten, was die Feineinstellungen des Motorrads betrifft. Ihr wählt aus verschiedenen Punkten des Setup-Leitfadens aus, was ihr gerne geändert haben möchtet. Basierend darauf werden die Einstellungen angepasst. So können auch Unerfahrene schnell und einfach ihr Fahrzeug tunen. Leider gibt es keine Werte zu den Anpassungen. Und wenn ihr das Setup selbst übernehmen wollt, bietet euch das Spiel nur grobschlächtige Einstellungen. Gerade MotoGP-Experten könnte das zu wenig sein.

Gerade am Anfang baut sich im Karrieremodus eine interessante Dynamik auf. Jedes Rennwochenende wird ausgekostet und die Zeit genutzt, damit euer Team bessere Komponenten erforschen kann. Irgendwann winken lukrativere Verträge und bessere Teams. Mit der Zeit stellt sich jedoch Routine ein. Neue Reize oder spielerische Herausforderungen abseits der Meisterschaft gibt es leider nicht.

Tumult auf der Strecke

Es hat ein paar Versuche gebraucht, bis ich einigermaßen sicher auf zwei Rädern über die Rennstrecke düste. Im Vergleich zu Rennwagen verhalten sich Motorräder in den Kurven sensibler. Mit der Zeit hatte ich jedoch den Dreh raus. Vielleicht auch, weil ich in meiner Karriere in der Moto3-Klasse startete. Dort sind die Rennmotorräder deutlich zahmer und einfacher zu handhaben.

Da sich die Fahrer in jede Kurve reinlegen, habe ich das Gefühl, dass es von Nöten ist, etwas eher in die Kurve zu fahren. Gleichzeitig sollte der linke Analogstick nur behutsam bewegt werden: je geschmeidiger ihr die Kurve meistert, desto schneller nehmt ihr wieder an Fahrt auf. Geht ihr ruppig zur Sache und kehrt zu rabiat in die Ausgangsposition zurück, verliert ihr kostbare Sekunden.

Wer mit der Fahrphysik strauchelt, kann diverse Fahrhilfen einschalten. Dadurch geht aber das Fahrgefühl etwas flöten, das bei MotoGP 20 einen guten Eindruck hinterlässt. Beispielsweise wirkt sich die Menge an Treibstoff auf das Fahrverhalten aus. Ein vollerer Tank macht das Motorrad schwerer und langsamer. Mit 31 anderen Fahrern auf der Strecke gibt es oft wenig Platz zum rangieren, gerade wenn ihr mitten im Fahrerfeld steckt. Die von Entwickler Milestone angepriesene neuronale KI lässt sich in den Optionen ebenfalls regulieren, damit ihr als Neueinsteiger nicht chancenlos seid.

Trotzdem überzeugt die KI nicht vollends. Selbst auf mittlerer Stufe steigen die gegnerischen Fahrer viel zu früh auf die Bremse, weswegen ihr in diesen Momenten mit Leichtigkeit viele Plätze gut machen könnt. Andererseits halten sich die KI-Fahrer nur rudimentär an die Ideallinie und nehmen nur selten auf euch Rücksicht, was in Unfällen resultiert. Zum Glück könnt ihr jederzeit mit der vorderen rechten Schultertaste die Zeit zurückspulen. Wollt ihr also packende Rennen mit zahlreichen aufregenden Positionskämpfen, müsst ihr den Schwierigkeitsgrad ordentlich nach oben schrauben. Das könnte Anfänger jedoch frustrieren.

Zwischen trister Realität und trister Technik

Optisch lässt MotoGP reichlich Luft nach oben. Es ist schön, dass ihr zwischen Performance- und Qualitätsmodus entscheiden dürft, wenn ihr eine Playstation 4 Pro besitzt, aber selbst der Performancemodus hält die versprochene 60 Bilder pro Sekunde nicht durch die Bank weg. Kommt es im vollen Fahrerfeld zu Unfällen, geht die Bildrate gerne in die Knie. Auch wenn es keinen Einfluss auf das Spielgeschehen hat: muss es unbedingt sein, dass sich die Musik in den langen Ladepausen aufhängt und kurzzeitig wiederholt, als würde eine CD im Laufwerk springen?

Ich persönlich empfinde dennoch den Performancemodus angenehmer als den Qualitätsmodus. Nicht nur ist die verdoppelte Bildwiederholrate (auch wenn die hin und wieder absackt) ein dickes Plus, das Bild ist trotz einiger fehlender Effekte klarer, was aber Geschmackssache ist.

Ausflug in die Vergangenheit

Neben der Karriere, dem Kernstück von MotoGP, bietet das Spiel noch Einzelrennen und eine klassische Meisterschaft. Wer kreativ ist, darf Helme, Sticker oder Nummern designen und sogar mit der Community teilen. Dazu gibt es noch den historischen Modus: Darin habt ihr anfangs eine kleine Auswahl aus historischen Fahrern und dürft in deren Haut an täglichen Herausforderungen teilnehmen, die in drei Schwierigkeitsgrade unterteilt sind. Dadurch verdient ihr eine Währung, mit der ihr im Shop weitere Fahrer oder Teams freischalten könnt.

MotoGP 20 - Announcement Trailer

Motorrad-Fans müssen auch in diesem Jahr nicht auf eine neue Ausgabe von MotoGP verzichten.

Grundsätzlich eine nette Idee, aber: ihr könnt im historischen Markt nur einkaufen, wenn ihr vorher ein Rennen gewonnen habt. Die Fahrer sind unnötigerweise in Seltenheitsstufen unterteilt, und warum befinden sich im 30-köpfigen Kader der 4-Stroke-Rubrik sieben Valentino Rossi und drei Casey Stoner? Als interessierter Laie im MotoGP-Rennzirkus hätte ich ein paar Hintergründe zu den Fahrern ebenfalls zu schätzen gewusst.

Der Multiplayer-Modus von MotoGP stand zum Testzeitpunkt noch nicht zur Verfügung. Wie auch schon beim Vorgänger gibt es leider keine lokale Splitscreen-Option.

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