Test - Pokémon: Strahlender Diamant / Leuchtende Perle : Es muss nicht immer ein Remake sein

In den letzten Jahren wurden die Stimmen immer lauter, die nach “Pokémon wie früher” verlangten. Strahlender Diamant respektive Leuchtende Perle haben diese Rufe beim Wort genommen, auch wenn es seitens der Fans vielleicht eher im übertragenen Sinne gemeint war. Abgesehen von der grafischen Rundumerneuerung und kleineren Details handelt es sich um originalgetreue Umsetzungen der 14 Jahre alten Vorlagen. Manchem mag dieser Mangel an Innovation sauer aufstoßen, persönlich empfinde ich den klassischen Ansatz als sehr erfrischend. Der Chibi-Look, das wieder aufs Wesentliche reduzierte Kampfsystem und der unveränderte Aufbau der Sinnoh-Region haben meinen Nostalgienerv gestreichelt und mich in meine Teenager-Jahre zurückversetzt. Sie wecken schöne Erinnerungen an die guten alten Zeiten, als die Spieleindustrie heutige Götzen wie Open-Worlds und großes Spektakel noch nicht auf den Knien anbetete.

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Andererseits hat das Maß an Originaltreue auch seine Schattenseiten. In meinem Hinterkopf meldet sich ein Funke von Enttäuschung, dass die Neuauflagen inhaltlich nicht die Extrameile gegangen sind. Wer die Originale besitzt, bekommt abgesehen vom 3D-Anstrich keine Anreize, noch einmal zuzugreifen. Die Remakes der ersten drei Generationen haben eine gewisse Erwartungshaltung etabliert und teilweise sogar Maßstäbe für die Pokémon-Reihe gesetzt. Vor diesem Hintergrund wirkt die Rückkehr nach Sinnoh etwas schwachbrüstig. Wer seinen DS schon länger nicht mehr in der Hand hatte oder gar nicht in den Genuss der vierten Generation gekommen ist, freut sich auf ein grundsolides Abenteuer. Kenner müssen abwägen, was schwerer wiegt: Nostalgie oder Innovation. In Zukunft müsste das eine das andere nicht ausschließen. Wir werden sehen, welchen Ansatz irgendwann die Remakes von Schwarz und Weiß verfolgen.