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Special - Made in Switzerland – Spielentwicklerszene Schweiz : Spielentwickler-Entwicklungsland?

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Der Schule sei dank

Im 19. Jahrhundert war die Gründung der Eidgenössischen Technischen Hochschule ein Meilenstein. Der Zürcher Gigant ist seitdem Ideengeber und Treibstoff für die Wirtschaft - und das nicht nur national, sondern auch international. Wenig überraschend, dass die ETH im Bereich des Software-Engineerings stark ist: Diverse ETH-Absolventen arbeiten weit oben in großen Konzernen, außerdem haben es viele Start-ups aus ETH-Kreisen weit gebracht. Als Beispiel seien eine Software-Schmiede für Special Effects in Hollywood, ein Disney-Forschungsstudio an der ETH selbst und ein Software-Studio im Bereich von 3-D-Analysen von Fußballspielen, wie wir sie heutzutage aus den TV-Sportstudios kennen, zu nennen.

Diese Affinität zu neuen Techniken und Software nutzt auch der Spiele-Industrie. Die Schweizer Spielentwicklerszene dürfte zukünftig häufiger an die Öffentlichkeit treten. Mittlerweile gibt es um die zwölf Spielentwicklerstudios im helvetischen Alpenland - Tendenz steigend. Es überrascht dabei nicht, dass die meisten Studios aus den Kreisen der ETH oder der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) stammen. Letztere bietet seit einigen Jahren einen Lehrgang für Computerspieldesign an - wer also das Know-how der Spielentwicklung lernen will, kann sich dort für einen Studiengang bewerben, die begehrten Studienplätze sind jedoch begrenzt.

Homo ludens universalis

Die ZHdK geht einen anderen Weg als viele Hochschulen mit Spielentwicklungsangeboten, wie sie etwa in Deutschland oder Großbritannien existieren. Legen diese ihren Schwerpunkt vor allem auf das technische Handwerk, also primär den Umgang mit Programmier-Tools, müssen die Absolventen an der ZHdK nicht zuletzt auch kreativ viel leisten. "Videospiele als Teil der Kunst" ist dort keine leere Phrase. Jeder Student muss Erfahrungen im Programmieren sammeln, aber auch lernen, Spielkonzepte zu entwerfen, Steuerungsmechanismen zu optimieren, Level-Designs zu analysieren, Spielgrafik zu gestalten und Sounds sinnvoll ins Spiel einzubinden.

Ein homo universalis der Spielentwicklung soll also aus den Hallen der ZHdK hervorgehen. Ein zunächst seltsames Konzept: In den großen Spielentwicklungsstudios arbeiten Hunderte Leute an einem Titel, die alle Experten in einem speziellen Bereich sind. Die Erklärung für den Ansatz aus Zürich ist einfach: Nur wer eine Ahnung von allen Bereichen hat, kann konstruktiv am Spielentwicklungsprozess teilnehmen, vielfältige Inputs geben sowie Problemlösungen finden und hat vor allem ein Verständnis für die Herausforderungen der anderen Abteilungen innerhalb eines Projekts.

Der Erfolg gibt den Verantwortlichen recht: Die Absolventen des Studiengangs sind gefragte Mitarbeiter. Spielestudios kommen auf Kurzvisite vorbei, wenn die Diplomarbeiten ausgestellt werden. Und der Studiengang wird weiter ausgebaut: Bislang konnte man bloß einen Bachelor-Abschluss erlangen, bald wird der Studiengang bis zum Master-Diplom ausgebaut.

Bei einem Rundgang durch die Schlussarbeiten der ZHdK-Absolventen im Juni 2010 zeigten sich bereits das kreative Potenzial und das vielversprechende Handwerk der Studenten. Beim Spiel Mirage geht es etwa darum, dass ein herumfliegender Zylinder Sinnesorgane wie Nase oder Auge einsammeln kann, um so jedes Mal die Welt anders wahrzunehmen. Crowned ist das erste blutrünstige Spiel an der ZHdK. In Massenschlachten werden kleine Soldatenarmeen gegeneinander ins Feld geführt, wobei der Spieler nur indirekt Einfluss nehmen kann. Jeder der dahingemetzelten Soldaten wird schlussendlich im Abspann namentlich genannt.

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